Manche jüngere Brustkrebspatientinnen im Stadium IV profitieren möglicherweise von einer Operation als Ersttherapie, und zwar unabhängig von der Tumorgröße. Sie leben länger als Patientinnen ohne Operation, wie eine retrospektive Analyse von Daten des US-amerikanischen Registers SEER (Surveillance, Epidemiology, and End Results) vermuten lässt.

Für die abschließende Analyse standen die Befunde von 21.372 Patientinnen zur Verfügung, von denen 8.330 Frauen operiert worden waren. Dabei lag der Anteil der operierten Patientinnen 1988 noch bei knapp 68 %, im Jahr 2011 waren es nur noch etwa 25 %.

Das mediane Überleben lag bei Frauen, deren Karzinom zwischen 1988 und 1991 entdeckt worden war, bei 20 Monaten und war damit sechs Monate kürzer als bei Frauen mit der Krebsdiagnose zwischen 2007 und 2011. Auch wenn im Vergleich zum Studienbeginn im Verlauf immer seltener operiert wurde, lag die Wahrscheinlichkeit für ein längeres Überleben nach der Operation um 40 % höher (Hazard Ratio 0,60; p < 0,001). Insgesamt betrachtet lebten Patientinnen ohne Operation als Erstmaßnahme median noch 19 Monate, mit Operation dagegen noch 28 Monate, und zwar unabhängig von der Tumorgröße. Betrug diese weniger als 2 cm, lag die Differenz sogar bei elf Monaten (34 vs. 23 Monate). Am schlechtesten schnitten Patientinnen mit einem Tumordurchmesser über 5 cm ab.

Bei Patienten mit einer Krebsdiagnose vor 2002 war nach einer Operation die Wahrscheinlichkeit des verlängerten Überlebens mehr als dreifach höher als ohne chirurgischen Eingriff (Odds Ratio [OR] 3,61). Nach einer Multivariatanalyse lag die OR immer noch bei 2,8 (p < 0,001).

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Entscheidende Frage bei Brustkrebs im Spätstadium: Operieren oder nicht?

© Jan-Peter Kasper / dpa