Acht von zehn Patienten mit Philadelphiachromosom- und BCR-ABL1-positiver chronischer myeloischer Leukämie (CML) leben auch noch fünf Jahre nach der Diagnose. Zu verdanken ist das dem Einsatz des Tyrosinkinaseinhibitors Imatinib. 50 % und mehr der Patienten können die Therapie aber nicht abbrechen. Gemäß vorherrschender Ansicht müssen sie lebenslang Imatinib einnehmen.

Italienische Hämatologen haben nun das Konzept einer intermittierenden Imatinib-Gabe getestet. 76 Patienten im Alter von 65 Jahren oder darüber nahmen an der Studie teil. Sie hatten bereits mindestens zwei Jahre täglich Imatinib eingenommen und unter dieser Behandlung ein vollständiges zytogenetisches Ansprechen („complete cytogenetic response“ [CCyR]; keine Philadelphia-positiven Metaphasen unter mindestens 20 Metaphasen oder < 1 % BCR-ABL1-positive unter mindestens 200 Kernen) erreicht. Alle bis auf einen Patienten befanden sich zudem in guter molekularer Remission („major molecular response“ [MMR]; ≤ 0,1 % BCR-ABL1-Transkripte). Sie wurden nun auf ein Therapieregime umgestellt, bei dem auf eine einmonatige Einnahme des Medikaments ein Monat ohne Therapie folgte. Die Nachbeobachtung dauerte mindestens sechs Jahre. Während dieser Zeit gingen bei 16 Patienten (21 %) die vollständige CCyR und die MMR verloren, bei weiteren 16 (21 %) nur die MMR. Daraufhin wurden sie auf die frühere Dauergabe von Imatinib zurückgesetzt. Die CCyR und die MMR stellten sich infolge dessen wieder ein. Neun Patienten starben in der Nachbeobachtungszeit, ohne dass die CML fortgeschritten gewesen wäre.

Die Chance, nach sechs Jahren noch gemäß dem intermittierenden Regime behandelt zu werden, betrug 48 %. Die intermittierende Gabe von Imatinib reduzierte die Häufigkeit von Nebenwirkungen im Vergleich zur Dauertherapie um die Hälfte.

„Für CML-Patienten, die optimal und stabil auf die Behandlung ansprechen, ist eine intermittierende Imatinib-Einnahme durchaus praktikabel“, schreiben Domenico Russo und Kollegen. Die Erfolgsaussichten lägen bei ungefähr 50 %. Und sicher sei das Vorgehen auch, weil Patienten mit Rückfällen wieder zu einem optimalen Ansprechen verholfen werden könne. Die Forscher wollen nun ausprobieren, ob auch ein Schema mit einmonatiger Gabe und dreimonatigem Aussetzen funktioniert.