Wirkstoffe wie z. B. Vincaalkaloide, die an den Mikrotubuli ansetzen, sind sehr wirkungsvolle Chemotherapeutika, führen aber auch zu schweren Nebenwirkungen, weil sie ihre zellschädigende Wirkung im ganzen Körper ausüben. Münchner Forschern ist es nun gelungen, in Colchicin, das ebenfalls die Mikrotubuli inhibiert, einen molekularen optischen Schalter einzubauen [Borowiak M et al. Cell. 2015;162(2):403-11]. Das hat zur Folge, dass der Wirkstoff nur nach Bestrahlung mit blauem Licht aktiv ist. Damit wird es möglich, den Wirkstoff gezielt nur dort zu aktivieren, wo er erforderlich ist, nämlich in den Tumorzellen. Die Reaktion ist reversibel, d. h. durch Weglassen der Bestrahlung wird sie wieder abgeschaltet. Bezeichnet werden solche mit einem optischen Schalter ausgestattete Colchicin-Derivate als Photostatine. Im Zellversuch wurde die Funktionsfähigkeit der Photostatine bereits bewiesen: In Zellen, die mit blauem Licht bestrahlt wurden, hemmten sie die Zellteilung 250-mal stärker als in Zellen, die im Dunkeln gehalten wurden. Ein mögliches Einsatzgebiet für Photostatine könnten vor allem örtlich begrenzte Tumoren sein, die leicht mit einer Lichtquelle erreicht werden können, z. B. Retinoblastome.