Hoher Gleason-Score, aber PSA-Wert unter 2,5 ng/ml: Das ist alles andere als eine günstige Konstellation, wie eine Studie ergab. Brandon A. Mahal und Kollegen nahmen sich die Angaben zu knapp einer viertel Million Patienten aus dem SEER(Surveillance, Epidemiology, and End Results)-Programm vor. Sie betrafen alle Männer mit klinischen T1–4 N0 M0-Karzinomen. Median lief die Nachbeobachtung 38 Monate. Spezielles Augenmerk galt Patienten mit einem Gleason-Score von 8–10. Hier zeigte sich eine U-förmig verlaufende Sterblichkeitskurve bezogen auf die PSA-Konzentration. Als Referenzwert diente ein PSA-Wert von 4,1–10,0 ng/ml; die kumulative 5-Jahres-Mortalität lag hier rechnerisch bei rund 5 %.

Erwartungsgemäß war das Risiko, an Prostatakrebs zu sterben, am höchsten (mehr als 3-mal so hoch), wenn der PSA-Wert über 40,0 ng/ml lag (Hazard Ratio 3,23). Bei einem PSA zwischen 20,1 und 40,0 ng/ml war die Sterblichkeit 2,08-mal, bei einem Wert von 10,1 bis 20,0 ng/ml 1,60-mal höher als bei Männern mit dem Referenz-PSA-Wert.

Erhöht war die prostatakrebsspezifische Mortalität aber auch, wenn bei einem Gleason-Score von 8–10 der PSA-Wert höchstens 2,5 ng/ml betrug; das spezifische Sterberisiko war hier um den Faktor 2,15 gesteigert und führte zu einer kumulativen prostatakrebsspezifischen 5-Jahres-Mortalität von rund 10 %.

Der Verlauf der Kurve, welche die Mortalitätsraten in Abhängigkeit vom PSA-Wert bei einem Gleason-Score von 8–10 widerspiegelt, unterscheidet sich somit von jener, die sich bei Gleason-Scores ≤ 7 ergibt. Hier gibt sich ein Risikoverlauf, der bis zu einem Wert von 4,1 ng/ml horizontal und indifferent verläuft und erst danach in höhere Werte ansteigt.

Die relativ hohe Sterblichkeit bei hohem Gleason-Score und niedrigem PSA-Wert legt für Mahal und Mitarbeiter eine tumorpathologische Vermutung nahe. Niedrige PSA-Konzentrationen seien hier womöglich ein Zeichen für aggressiv wachsende, extrem schlecht differenzierte oder anaplastische Karzinome, die wenig PSA produzieren.

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Bei Prostatakarzinomen mit hohem Gleason-Score ist ein niedriger PSA-Wert ein Grund zur Beunruhigung.

© Mathias Ernert, Labor Limbach Heidelberg