Die beiden wichtigsten Kombinationschemotherapie-Regimes zur Behandlung des Hodgkin-Lymphoms (HL) enthalten Bleomycin sowie ein Vincaalkaloid wie Vinblastin oder Vincristin. Um die zum Teil schweren Nebenwirkungen dieser Substanzen zu reduzieren, untersuchten Heinz Haverkamp und Kollegen, inwieweit sich die Dosis von Bleomycin und Vincaalkaloiden reduzieren lässt, ohne den Erfolg der Therapie zu riskieren.

Im Rahmen der Studien HD12 und HD15 der German Hodgkin Study Group (GHSG) haben sie das BEACOPP-Regime abgewandelt. Bei 17,6 % der 3.309 analysierten HL-Patienten wurde die Behandlung mit Bleomycin unterbrochen und bei 32,6 % die Behandlung mit Vincristin.

Nach einem mittleren Follow-up von 59 bzw. 67 Monaten für das progressionsfreie Überleben (PFS) bzw. das Gesamtüberleben (OS) zeigten sich keine signifikanten Unterschiede zwischen den Patienten, die ≤ oder > vier Zyklen Bleomycin erhielten. Beim 5-Jahres-PFS zeigte sich eine Differenz von 1,7 Prozentpunkten und beim 5-Jahres-OS von 1,5 Prozentpunkten. Auch bei Patienten, die ≤ oder > drei Zyklen Vincristin erhielten, zeigten sich keine signifikanten Unterschiede: Sie lagen bei -1,3 Prozentpunkten für das 5-Jahres-PFS und bei -0,1 Prozentpunkten für das 5-Jahres-OS.

Eine Unterbrechung von Bleomycin oder Vincristin aufgrund medikamentenspezifischer Nebenwirkungen beeinflusst die Wirksamkeit der Therapie demnach also nicht. Die Gründe dafür sind bislang unklar. Es ist möglich, dass Bleomycin und Vincristin bei jenen Patienten, die besonders unter Nebenwirkungen durch diese Chemotherapeutika leiden, auch besonders wirksam sind und deshalb weniger Zyklen ausreichen; möglicherweise haben Bleomycin und Vincristin aber auch gar keine so große Bedeutung für den Erfolg der Therapie. Dies sollte in weiteren Studien untersucht werden.