US-Onkologen haben mehr als hundert klinische Studien für eine Bestandsaufnahme unerwarteter unerwünschter Wirkungen neuer Immuntherapeutika durchforstet. Fazit: Am häufigsten ist beim Einsatz der neuen Checkpointinhibitoren (Nivolumab, Pembrolizumab und Ipilimumab) mit Fatigue zu rechnen, und zwar bei bis zu jedem vierten Patienten. Durch die Kombination solcher Antikörper untereinander oder mit Chemotherapeutika, antiangiogenetisch wirksamen Präparaten oder zielgerichteten Therapien kann der Anteil der Betroffenen auf mehr als 70 % steigen. Die Fatigue ist bei der Antikörpertherapie meist nur leicht ausgeprägt, kann aber mit einer Hypothyreose einhergehen.

Die häufigste unerwünschte Immunreaktion bei der Therapie mit Antikörpern gegen PD(„programmed cell death receptor)-1 und seinen Liganden 1 (u. a. PD-L1) ist Hautausschlag, der meist während des zweiten Therapiezyklus auftritt. Das kann ein makulopapulöses oder ein papulopustulöses Exanthem oder auch ein Sweet-Syndrom oder eine urtikarielle Dermatitis sein. Bei weniger als 5 % der Patienten mit dermatologischen Toxizitäten musste die Immuntherapie abgebrochen werden. Auch erhöhte Transaminasenwerte (AST, ALT) werden beobachtet: unter der Anti-CTLA-4-Therapie bei etwa 10 % der Patienten und unter der Anti-PD1/PD-L1-Behandlung bei etwa 5 %. In Kombinationstherapien bei Patienten mit Leber- oder Nierenkrebs kann sich dieser Anteil auf 20 % erhöhen.

Sowohl unter der Monotherapie mit Anti-PD1/PD-L1-Antikörpern, aber auch in Kombinationstherapien wurde über einige Fälle von Pneumonitis berichtet. Diese unerwünschte Wirkung wurde unter einer Anti-CTLA-4-Therapie jedoch nicht beobachtet. Andererseits sei unter einer solchen Immunmonotherapie eher mit Durchfall oder Kolitis zu rechnen als bei einer Anti-PD1/PD-L1-Therapie (Grad- 3/4-Inzidenz: 5 vs. 3 %).

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Fatigue tritt bei bis zu jedem vierten Patienten unter Checkpointinhibitoren auf.

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