Bei atypischen Femurfrakturen oder Frakturheilungsstörungen gelingt die Differenzierung zwischen Osteoporose und Osteomalazie mit alleiniger DXA-Knochendichtemessung nicht. Deutlich besser lässt sich das Verhältnis von Knochenstrukturen und Kortikalis mittels dreidimensionaler hochauflösender CT (HRPQCT) bestimmen. Der wichtigste Test, um eine Hypophosphatasie (HPP) zu erkennen, sei die Bestimmung der alkalischen Phosphatase (AP) im Serum. Auf diese seltene genetisch bedingte Osteomalazie weise bei erwachsenen Frakturpatienten ein AP-Wert unter 40 U/L hin, betonte Unfallchirurg Prof. Dr. Florian Barvencik, Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf.

Bei Kindern kann dieser Schwellenwert noch deutlich darüber liegen. In diesen Fällen sollte anamnestisch auf frühzeitigen Zahnverlust, Muskelschwache, Nephrolithiasis oder Rheuma sowie entsprechende mütterliche Probleme geachtet werden, die durch schlecht mineralisierten Knochen bedingt sein können. Auch erhöhte Pyridoxalphosphat (PALP)-Spiegel ohne entsprechende Substitution sind für HPP typisch.

Ursache der Erkrankung, die oft als Rheuma, Arthritis, Polymyalgie oder Arthrose fehldiagnostiziert werde, sei eine der mehr als 400 bekannten Mutation des ALPL-Gens, so Barvencik. Durch die fehlende AP-Aktivität akkumuliere anorganisches Pyrophosphat und blockiere das Remodelling im Knochen. Schwere Formen seien potenziell lebensbedrohlich, aber auch bei milden Formen komme es zu Stressfrakturen oder Frakturheilungsstörungen.

Für schwere HPP-Formen bei Kindern und Erwachsenen stehe inzwischen mit Asfotase alfa (Strensiq®) eine wirksame Enzymersatztherapie (ERT) zur Verfügung. Das Enzym baut Pyrophosphat zu Phosphat ab, das dann sowohl Remodelling als auch Knochenmineralisierung wieder aktiviere.

Mit ERT könnten Frakturen selbst über ein Jahrzehnt nach Entstehung noch ausgeheilt werden und Stressfrakturen binnen acht Wochen verschwinden, erläuterte Barvencik an Fallbeispielen. Entscheidend für den Verlauf sei jedoch die frühzeitige korrekte Diagnose gerade bei Frakturen. Absolut kontraindiziert bei HPP seien indessen Bisphosphonate, die Muskel- und Knochenschmerzen noch induzieren. "Damit gießen Sie Öl ins Feuer", warnte Barvencik.

Webinar des Universitatsklinikums Dresden "Typische oder atypische Femurfraktur - Differentialdiagnostik und Behandlung", 29.5.2021; unter anderem unterstützt von Alexion