Der Zeitpunkt der Behandlung mit Rituximab kann bei Patienten mit ANCA-assoziierter Vaskulitis (AAV) mit einem erhöhten Risiko für den Tod im Zusammenhang mit COVID-19 verbunden sein.
Mehrere Studien haben bereits gezeigt, dass die Therapie mit dem Anti-CD 20-Antikörper Rituximab, die für die Remissionsinduktion von ANCA (Anti-Neutrophile zytoplasmatische Antikörper)-assoziierter Vaskulitis zugelassen ist, mit einem erhöhten Risiko für einen schweren COVID-19-Verlauf verbunden sein kann. In einem aktuellen Letter in Rheumatology (online 20 February, 2021) bewerteten die Autoren die Auswirkung des Zeitpunkts der Rituximab-Gabe und den Level an Immunglobulinen auf das Risiko für COVID-19-bedingte Todesfälle bei AAV-Patienten.
Von 100 Patienten (53 Frauen) hatten 56 die Diagnose Granulomatose mit Polyangiitis, 31 eine eosinophile Granulomatose mit Polyangiitis und 13 eine mikroskopische Polyangiitis. Eine Infektion mit SARS-CoV-2 wurde bei zwei Patienten (2 %) diagnostiziert. Die Autoren geben an, dass die Inzidenz der Infektionsrate in der Allgemeinbevölkerung desselben Gebiets jedoch höher war (6,3 %). Beide Patienten mit SARS-CoV-2 erhielten Rituximab zum Remissionserhalt.
Patientin 1, 73 Jahre, hatte am 9. November 2020 die letzte Rituximab-Infusion erhalten, ihr IgG-Spiegel lag vor der Infusion bei 456 mg/dl. 45 Tage später wurde COVID-19 diagnostiziert. Zum Zeitpunkt der Diagnose war die Patientin B-Zell-depletiert (CD19+ 0 %), der IgG-Spiegel betrug 455 mg/dl. Sie wurde auf die Intensivstation eingewiesen, und im Verlauf der Behandlung wurde keine Anti-SARS-CoV-2-IgM- oder IgG-Produktion oberhalb des Cutoffs beobachtet. Die Patientin starb am 17. Januar 2021.
Patientin 2, 74 Jahre, hatte am 17. August 2020 die letzte Rituximab-Infusion erhalten. 100 Tage später (25. November 2020) wurde die asymptomatische Patientin aufgrund eines Kontakts mit einem COVID-19-positiven Patienten erstmals getestet. Der Test war positiv, die Patientin blieb jedoch symptomlos. Zum Zeitpunkt des ersten Tests lag eine B-Zell-Depletion (CD19+ 0 %) vor, der IgG-Spiegel betrug 866 mg /dl. Ein zweiter Test am 27. Januar 2021 fiel negativ aus, und es wurden niedrige Spiegel an Anti-SARS-CoV-2-IgG-Antikörpern (39 AU/mL, cutoff value 10 AU/mL) nachgewiesen.
Fazit: Der Zeitpunkt der RTX-Gabe und die IgG-Spiegel unterscheiden sich in den beiden Fällen deutlich und könnten für das unterschiedliche Outcome verantwortlich sein. "Während Patienten mit AAV generell kein höheres Risiko für COVID-19 haben als die Allgemeinbevölkerung, besteht bei Patienten, die sich einer Anti-CD20-Therapie unterziehen, möglicherweise ein höheres Risiko, schwerer an COVID-19 zu erkranken", so die Autoren. Daher benötigten diese Patienten eine Priorisierung für die SARS-CoV-2-Impfung*.
Quartuccio L et al. Timing of rituximab and immunoglobulin level influence the risk of death for COVID-19 in ANCA-associated vasculitis. Letter. Rheumatology (Oxford). online 20 February, 2021. doi:10.1093/rheumatology/keab175
* Anm. der Red. zur Impfung: In Deutschland gilt die Empfehlung der DGRh, wegen der lange anhaltenden immunsupprimierenden Wirkung von RTX die SARS-CoV-2-Impfung frühestens vier, besser sechs Monate nach der letzten RTX-Gabe zu verabreichen, um eine ausreichende Immunantwort zu erzielen.
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Szostecki, C. Rituximab und COVID-19: Kommt es auf das Timing an? . Orthop. Rheuma 24, 19 (2021). https://doi.org/10.1007/s15002-021-3260-0
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