Mehrwöchige Ruhigstellung im Gipsverband oder operatives Management mit Plattenosteosynthese? Zur optimalen Versorgung einer instabilen distalen Unterarmfraktur bei Senioren gibt es bisher keinen allgemeinen Konsens. Einerseits deuten zahlreiche Studien auf mittelfristig annähernd gleichwertige funktionelle Ergebnisse hin. Andererseits scheinen aber die kurzfristigen Vorteile der operativen Versorgung gerade bei älteren Patienten zu überwiegen. Das Argument rascherer Mobilisierung wird aktuell durch eine randomisierte Studie von Jenny Saving und Team vom Karolinska-Institut in Stockholm unterstützt. Bei 140 Patienten im Alter von mindestens 70 Jahren hatte die Versorgung der dorsal dislozierten distalen Radiusfraktur mittels Plattenosteosynthese nach drei Monaten zu deutlich besseren funktionellen Ergebnissen geführt als ein konservatives Regime mit Gipsverband.

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Die Erstversorgung mit geschlossener Reposition und Immobilisierung im Unterarmgips fand bereits in der Notaufnahme statt. Danach erhielt eine Gruppe (n = 68) innerhalb von zwei Wochen eine volare winkelstabile Platte (verschiedene Systeme) unter fluoroskopischer Kontrolle, ergänzt durch eine Gipsimmobilisierung über lediglich zwei Wochen. In der zweiten Gruppe (n = 72) wurde die konservative Therapie mit Gipsverband nach der Randomisierung über weitere vier bis fünf Wochen fortgesetzt. Die Beurteilung der Schmerzen und des funktionellen Resultats erfolgten mit dem Patient-Rated Wrist Evaluation (PRWE)-Score und dem Disabilities of the Arm, Shoulder and Hand (DASH)-Score. In der operierten Gruppe betrug der Punktwert im PRWE nach drei Monaten median 10,3, in der nicht operierten Gruppe 35,5; nach einem Jahr lagen die Werte bei median 7,5 beziehungsweise 17,5 Punkten. Ähnlich verhielt es sich beim DASH-Score: Nach drei Monaten wurden median 14,4 gegenüber 29,2 Punkten erzielt, nach zwölf Monaten 8,3 versus 19,9. Wie zu erwarten, waren die röntgenologischen Ergebnisse nach Operation denen nach konservativem Management deutlich überlegen. Saving sieht den Vorteil der Plattenosteosynthese vor allem in der rascheren Mobilisierung des Handgelenks. Dies sei besonders relevant für Patienten, die auf eine Gehhilfe angewiesen seien. Die Forscher weisen zudem auf die signifikant stärkere Griffkraft in der Gruppe mit der Osteosynthese hin (nach drei Monaten 72 % gegenüber 52 %, jeweils in Relation zur gesunden Hand), was den Patienten vor allem bei Alltagsaktivitäten zu Gute komme.

Fazit: Die Plattenosteosynthese ist im kurz- bis mittelfristigen Verlauf der Gipsimmobilisierung deutlich überlegen. Für die Studienkommentatorin Tamara D. Rozental, Harvard Medical School Boston, überwiegt bei Senioren letztlich der Wert einer frühzeitigen Mobilisierung des Handgelenks. Das operative Management der distalen Radiusfraktur biete dadurch, dass es eine frühzeitige Aufnahme von Alltagsaktivitäten erlaube, einen „echten Vorteil“. Dieser Vorteil war auch nach einem Jahr noch signifikant.