Der Zuwachs an Ärzten — im Jahr 2018 ein Plus von 1,9 % auf 392.402 — ist nach Auffassung von Prof. Frank Ulrich Montgomery zu gering, um damit den künftigen Versorgungsbedarf zu erfüllen. Eindringlich fordert er anlässlich der vorliegenden Ärztestatistik 2018 eine Aufstockung der Kapazitäten für das Medizinstudium, damit es vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung nicht zu Engpässen in der Versorgung komme.

Mehr Ärzte, jedoch nicht mehr Arbeitskapazität

Trotz einer wachsenden Zahl von Köpfen nimmt die Arbeitskapazität nicht unbedingt zu. Ursächlich dafür sind zwei Entwicklungen: Mit einem Anteil von 47,2 % haben Ärztinnen in Klinik und Praxis fast die Parität erreicht; sie sind allerdings überdurchschnittlich häufig in Teilzeit tätig. Der Anteil der Ärztinnen wird sich künftig noch weiter erhöhen. Der zweite strukturelle Trend: Die Zahl der angestellten Ärzte in der ambulanten Medizin steigt dynamisch. Der Zuwachs betrug im vergangenen Jahr 10,4 %, sodass nunmehr 39.816 Ärzte im Angestelltenverhältnis arbeiten — ein erheblicher Teil davon nicht auf einer Vollzeitstelle. Auch werden ihre Arbeitsproduktivität und das Ausmaß geleisteter Stunden vom Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung nicht so hoch eingeschätzt wie bei den als Freiberufler tätigen Ärzten. Deren Zahl sinkt jedoch stetig — allein im vergangenen Jahr erneut um 884 auf zuletzt 117.472.

Es gibt aber auch gegenläufige Entwicklungen: Nach jahrelangem Abwärtstrend stieg der Anteil junger Ärzte unter 35 Jahren seit 2005 wieder von 15,4 % auf aktuell 18,9 %. Die Facharztanerkennungen mehrten sich um weitere 3 % auf insgesamt 13.336.

Einerseits Zuwanderung — andererseits Wegzug

Zugenommen hat die Zahl ausländischer Ärzte um 7,3 % auf 48.672. Der Zuwanderung steht aber der Wegzug vieler deutscher Ärzte gegenüber, der den Nettozuwanderungssaldo verringert. Deutsche Ärzte präferieren dabei die Schweiz, Österreich und die USA. Der Zuwachs an Ärzten verteilt sich auch regional sehr unterschiedlich: Das geringste Wachstum haben Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Thüringen und Bremen mit Werten zwischen 0,2 % und 1,2 %.

Nach Angaben des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung arbeiteten niedergelassene Ärzte im Durchschnitt etwa 50 Stunden pro Woche. In den Krankenhäusern seien Wochenarbeitszeiten zwischen 60 und 80 Stunden keine Seltenheit. Die jetzt vom Gesetzgeber beschlossene Ausweitung der Sprechstundenzeiten sei in Anbetracht dieser Zahlen „ein Affront gegen die vielen Kolleginnen und Kollegen, die jeden Tag am Limit arbeiten“, so Montgomery. Ein unverzüglicher Ausbau der Studienkapazitäten sei deswegen dringend nötig.