Die HIV-Präexpositionsprophylaxe (PrEP) sieht die tägliche Einnahme der antiretroviralen Wirkstoffe Emtricitabin und Tenofovir vor; damit lässt sich das Risiko einer HIV-Infektion um mehr als 90 % senken.

Zwar wird die PrEP nur selten eingesetzt: Von den 1,1 Millionen Amerikanern, die nach Einschätzung der US-Centers for Disease Control and Prevention Kandidaten für die PrEP wären, haben 2016 nur geschätzte 78.360 (etwa 7 %) die Medikamente verschrieben bekommen. Ein Algorithmus, den US-Forscher in Lancet HIV (2019; doi: 10.1016/S2352-3018(19)30137-7 und 30139-0) vorstellen, soll dies ändern und Ärzten Hinweise auf potenzielle PrEP-Kandidaten geben. Aber aus der HIV-Therapie ist der negative Einfluss von Tenofovir auf Knochenstoffwechsel und Osteoporoserisiko bekannt. Eine Ausweitung der PrEP würde bedeuten, dass zunächst gesunde Menschen mit den Risiken einer verminderten Knochendichte leben.

Laut einer Studie [Spinelli MA et al. AIDS Research and Human Retroviruses 2019; https://doi.org/10.1089/aid.2018.0297] sind die Auswirkungen jedoch relativ gering. Matthew Spinelli, Universität von Kalifornien in San Francisco, und Mitarbeiter haben hierzu die Daten von 254 Patienten ausgewertet, die sich nach einer ersten PrEP-Studie für eine Fortführung der Behandlung entschieden hatten. Bei ihnen wird regelmäßig eine Knochendichtemessung (DXA) durchgeführt. Wie Studienautor Spinelli berichtet, wurde bei Teilnehmern, die ihre Tabletten wie vorgesehen täglich einnahmen, in der ersten Nachuntersuchung (median 24 Wochen) ein Abfall der Knochendichte in den Wirbelkörpern um 1,2 % und in der Hüfte um 0,5 % beobachtet. Bei einer geringeren Einnahmefrequenz war auch der Rückgang der Knochendichte geringer. Bisher sei es zu keiner Fraktur gekommen, so Spinelli.

Bei Menschen mit einem erhöhten Knochenbruchrisiko könnte allerdings ein Wechsel auf andere Kombinationen ratsam sein, so Spinelli. Eine mögliche Alternative: Auf der Conference on Retroviruses and Opportunistic Infections (CROI) in Seattle im März 2019 wurden die Ergebnisse zu einer PrEP mit Tenofovir und Alafenamid (TAF) vorgestellt, die die Knochendichte nicht beeinträchtigen soll.