Patienten mit Knie- oder Hüftarthrose stürzen zwei- bis vierfach häufiger als ähnlich alte Personen ohne Gelenkprobleme. Die hohe Sturzrate sei vor allem durch Arthrose-bedingte Schmerzen, Muskelschwäche, schlechte Balance und eine ungenügende Gelenkpropriozeption bedingt. Eine Totalendoprothese (TEP) lindere zwar häufig die Schmerzen, erhöhe die Mobilität und verbessere die Lebensqualität, senke aber nicht unbedingt die Sturzrate, berichten Ärzte um Dr. Cathy Lo von der polytechnischen Klinik in Hongkong, die eine Metaanalyse von zwölf Studien mit rund 1,3 Millionen Hüft- und Knie-TEP-Patienten durchführten. In die Analyse gingen Untersuchungen ein, die Risikofaktoren für postoperative Stürze ausgewiesen hatten (fünf Querschnittstudien, sechs Kohortenstudien, eine Fall-Kontroll-Studie).

Die beiden größten Studien berichten von einer Sturzrate zwischen 0,8 % und 1,6 % aller operierten TEP-Patienten noch in der Klinik, eine kleinere nennt eine Rate von 2,7 %. Deutlich höher ist die Sturzrate im Jahr nach der Operation. Neun Studien fanden Raten von 6–43 % für Patienten mit Knie-TEP und 25–36 % für solche mit Hüft-TEP. Betroffen seien vor allem Patienten, die schon vor dem Eingriff häufig gestürzt waren, den Studien zufolge aber auch 20 % derjenigen ohne vorherige Stürze. Eine der Studien wies nur noch eine Rate von 3 % bei Knie-TEP im zweiten Jahr nach der Operation auf, was darauf deutet, dass das Sturzrisiko mit der Zeit wieder sinkt.

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In den einzelnen Studien wurden insgesamt 29 Risikofaktoren für Stürze geprüft. Recht konsistent ging ein fortgeschrittenes Alter mit einer erhöhten Sturzrate einher: Patienten über 75 Jahre stürzten während des Klinikaufenthalts zu 60 % häufiger als solche unter 55 Jahren, jedes zusätzliche Jahr über einem Alter von 40 Jahren erhöht nach den Resultaten eine anderen Studie das Sturzrisiko in den 90 Tagen nach dem Eingriff um 5 %.

Aus drei Studien mit knapp 1,3 Millionen Teilnehmern ergibt sich zudem ein erhöhtes Sturzrisiko in der Klinik für Patienten mit einer Revisions-TEP (Odds Ratio, OR = 1,9), mit Elektrolytauffälligkeiten (OR = 1,8), Koagulopathien (OR = 1,5) sowie Operations-bezogenen Komplikationen oder Komorbiditäten (OR = 1,1–3,2). Männer scheinen etwas häufiger in der Klinik zu stürzen als Frauen, ebenso Patienten in kleineren Kliniken.

Als Risikofaktoren für Stürze nach der Klinikentlassung wurden Medikamente und hier vor allem Psychopharmaka erkannt — so stürzten Knie-TEP-Patienten mit solchen Arzneien dreifach häufiger als Betroffene ohne. Alleine zu leben scheint das Sturzrisiko zu verdoppeln, Stürze vor dem Eingriff erhöhen es um den Faktor 7,5, Frauen stürzen vierfach häufiger als Männer und eine schlechte Beweglichkeit des operierten Knies verdoppelt die Sturzrate nach Knie-TEP.

Einige der Risikofaktoren und damit wohl nicht wenige der Stürze ließen sich durch eine bessere Versorgung und Betreuung der Patienten vermeiden, geben die Autoren zu bedenken. So sollten Ärzte vor allem bei psychisch Kranken die Medikation in der ersten Zeit nach der Operation anpassen. Antipsychotika könnten die Balance stören, Antidepressiva den Schlaf — beide Effekte erhöhten die Sturzgefahr. Allein lebende Menschen benötigten eine gründlichere Reha und ein spezielles Training zur Sturzvermeidung. Überhaupt seien eine frühe Physiotherapie sowie Kraft- und Balanceübungen hilfreich, um Gleichgewicht und Muskelkraft zu stärken und damit Stürzen vorzubeugen. In der Klinik könnten Ärzte durch eine gute Elektrolytkontrolle oder eine kluge Auswahl der Medikation das Sturzrisiko ebenfalls senken, schreiben die Studienautoren.

Fazit: Diese Metaanalyse sehr heterogener Studien zeigt Faktoren auf, die das Sturzrisiko nach einer Knie- oder Hüft-TEP-Operation erhöhen. Neben dem Alter sind vor allem Operationskomplikationen, die Medikation, Elektrolytstörungen, häufige Stürze vor der Operation und Alleineleben Risikofaktoren. Viele der Faktoren sind modifizierbar, das heisst, viele Stürze ließen sich durch eine bessere Versorgung und Betreuung vermeiden.