Um die Auswirkungen unterschiedlicher Belastungen auf Hüftgelenkkopf und -pfanne zu ermitteln, wurden in der Studie bei neun Patienten mit primärer Hüftarthrose Messungen während 124 verschiedenen körperlichen Aktivitäten in 23 Aktivitätsgruppen mit jeweils ähnlichen Bewegungsmustern vorgenommen. Die Patienten trugen Implantate aus einem Keramikhüftkopf (Durchmesser: 32 mm) und einer zementlosen Hüftpfanne mit einem Inlay aus Polyethylen. Die Messungen der Kräfte im Inneren des Gelenks wurden telemetrisch vorgenommen.

Die Wissenschaftler um Georg Bergmann vom Julius Wolff-Institut für Biomechanik und Muskuloskeletale Regeneration in Berlin, fokussierten sich bei Messungen der Belastungen unter anderem auf das resultierende Drehmoment, für das zuvor ein Grenzwert von 4 Newtonmeter (Nm) ermittelt worden war. Ihre Hypothesen waren, dass einige Belastungsarten während Aktivitäten des täglichen Lebens 4 Nm erreichen oder sogar überschreiten können und dass diese durch eine anhaltende messbare Gelenkbelastung vor oder während einer Bewegung charakterisiert sind.

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Brustschwimmen — für Hüft-TEP-Träger nicht empfehlenswert!

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In der Beobachtungsstudie wurden Messwerte bis zu 5,8 Jahre lang während unterschiedlicher Aktivitäten des täglichen Lebens gesammelt. Die Forscher dokumentierten bei den neun Patienten insgesamt über 33.000 Messergebnisse, die sie bei mehr als 1.400 unterschiedlichen Bewegungen gewonnen hatten. Die höchste Belastung des Hüftgelenks mit einem Drehmoment bis zu 11,5 Nm stellten sie beim Einbeinstand mit abduziertem kontralateralem gestrecktem Bein fest. Bei den meisten anderen Bewegungsaktivitäten sei der Wert unter 4 Nm geblieben, so die Wissenschaftler.

Außer beim Stehen auf einem Bein wurden Spitzenwerte beim Brustschwimmen sowie im Zweibeinstand bei gleichzeitiger Muskelkontraktion gemessen. Die Werte reichten von 6,3 bis 11,5 Nm. Die niedrigsten Durchschnittswerte wurden beim Gehen — auch in flottem Tempo, etwa beim (Nordic) Walking ermittelt. Ob die identifizierten Bewegungsaktivitäten mit hohen Drehmomentwerten die Ursache von Implantatlockerungen sind, konnte in der Studie zwar nicht ermittelt werden. Trotzdem sollten belastende Bewegungsmuster vermieden werden, vor allem in der Frühphase nach der Operation, meinen die Wissenschaftler.

Weil sich alltägliche Aktivitäten, etwa Arbeiten im Stehen, mit hohen Belastungen nicht gänzlich vermeiden lassen, raten die Wissenschaftler, zwischenzeitlich und so oft wie möglich kurze Entlastungen und Bewegungen in der Hüfte. Zudem sollten — vor allem kurz nach einer Hüft-TEP-Operation — physiotherapeutische Aktivitäten im Liegen mit gestreckten Beinen nur gegen einen geringen Widerstand und mit häufigen Pausen erfolgen. Auf Brustschwimmen sollten die Patienten komplett verzichten, raten die Autoren. Das gelte auch für das Ganzkörpervibrationstraining, das in der Studie auf Amplituden zwischen 1 und 4 mm und Frequenzen zwischen 12,5 und 50 Hz ausgerichtet war.

Fazit: Die Forscher am Julius Wolff-Institut in Berlin haben die höchsten Belastungen für eine Hüft-TEP unter anderem beim Brustschwimmen, beim Stehen auf einem Bein und gleichzeitigen Bewegungen des gestreckten anderen Beines sowie beim Stehen auf zwei Beinen und gleichzeitiger Muskelkontraktion gemessen. Endgültige Aussagen darüber, ob derartige Gelenkbelastungen die Ursachen von Implantatlockerungen sind, lassen die Studienergebnisse jedoch nicht zu.