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Mouaz Kachkoul war 21, als er seine Heimatstadt Damaskus verlassen musste. Mit Hilfe eines Studentenvisums kam er nach Deutschland, und zwar in die Hansestadt Rostock. Dort hatte sein Vater Jahre zuvor promoviert und eine Zeit lang gearbeitet. Auch Mouaz hat dort sein Studium beginnen können - die Zahnmedizin. der junge zahnarzt sprach mit ihm über Integration, die Tücken des ersten Semesters und Heimatgefühle an einem Wintertag in Rostock.
djz: Herr Kachkoul, wie waren Ihre ersten Tage in Deutschland?
Mouaz Kachkoul: Natürlich hatte ich am Anfang einen Kulturschock, da ich meine Familie und Freunde auf einmal verlassen musste. Ich kann mich sehr gut an den ersten Tag erinnern: Es war wirklich sehr kalt, und es hat stark geschneit, Eltern waren mit ihren Kindern auf den Straßen unterwegs, die Busse und die Straßenbahnen kamen pünktlich an, und es lag ein sehr leckerer Duft aus den Bäckereien in den Straßen. Es war alles so wie in einem Traum, aber es hat mich irgendwie auch an meine Heimat erinnert und ich habe mich sofort wohl gefühlt. Und ich war sehr motiviert: Gleich am nächsten Tag habe ich mit einem Intensivkurs in Deutsch begonnen.
djz: Wie waren Ihre Erfahrungen nach Ihrer Ankunft in Deutschland?
Kachkoul: Es war einfach alles anders als das, was ich von zu Hause kannte, die Sprache, die Tradition, die Kultur und vieles mehr. Aber durch die Kontakte meines Vaters habe ich schon bald viele Freunde kennengelernt, und ich habe mich langsam an alles gewöhnt. Was für mich sehr hilfreich war: Die Menschen hier im Norden sprechen Hochdeutsch, so konnte ich sie schnell verstehen und habe letztendlich schneller Deutsch gelernt.
djz: Warum wollten Sie Zahnmedizin studieren, und wie haben Sie Ihren Studienplatz bekommen?
Kachkoul: Da ich immer schon handwerklich interessiert war, war mir klar: Ich werde Künstler oder Zahnarzt. Dann habe ich noch in Syrien ein Praktikum bei einem Zahnarzt gemacht und war total begeistert: Dieses Gefühl, Menschen zu helfen, die mit Zahnschmerzen in die Praxis kommen und nach der Behandlung mit einem Lächeln nach Haus gehen, war einfach toll. Mit Hilfe meines Abiturs, das in Deutschland mit der Note 1,3 angerechnet wurde und dem bestandenen C1-Sprachzertifikat sowie dem TestDaF habe ich dann einen Studienplatz in Rostock zum Oktober 2016 bekommen.
djz: Wie waren die ersten Semester? Welche Schwierigkeiten hatten Sie?
Kachkoul: Das erstes Semester war für mich das schwerste Semester, ich hatte immer auch den Gedanken, abzubrechen und was anderes zu machen. Vor allem die Sprache war ein Problem: Im Deutschkurs wurde immer langsam, deutlich und leicht verständlich gesprochen. Nun hatte ich es mit schnell sprechenden Dozenten zu tun, die viele Fachbegriffe nutzten, die ich noch nicht kannte. Zudem mussten wir immer stundenlang im Labor sitzen und Klammern biegen, Modelle ausgießen und Zähne aufwachsen. Fast wöchentlich gab es mündliche Prüfungen sowie schriftliche Klausuren und Testate, es war wirklich eine sehr harte Zeit für jemanden, der noch nicht mal ein Jahr in Deutschland lebt. Inzwischen ist alles viel besser geworden. Ich bin jetzt im 8. Semester und werde nächsten Herbst mein Examen machen.
djz: Würden Sie sagen, dass Sie sich gut integriert haben?
Kachkoul: Ich bin sehr zufrieden, so wie es ist. Meine Freunde im Studium sind zwar überwiegend ebenfalls Studierende mit ausländischen Wurzeln. Das hat zu Beginn des Studiums einfach zusammengeschweißt. Aber ich habe inzwischen auch ein paar deutsche Studienfreunde - und man muss ja auch nicht mit so vielen Leuten befreundet sein. Allerdings: Es herrscht im Studium schon eine Ellenbogenmentalität, das ist manchmal schon ganz schön anstrengend, gerade für jemanden, der nicht ursprünglich aus Deutschland kommt.
djz: Was hat Ihnen geholfen, sich im Studium zurechtzufinden?
Kachkoul: Meine deutschen Freunde und Bekannte haben mir immer gesagt: Kommt Zeit, kommt Rat! Und es war wirklich so. Dabei haben mir die Freunde immer sehr geholfen. Zudem haben mich meine Eltern immer unterstützt, damals wie heute. Ebenfalls hilfreich waren für mich Magazine und Zeitschriften, besonders der junge zahnarzt. Im Keller der Uni, wo auch der Kaffee- und Schokoladenautomat steht, liegen immer einige verschiedene Zeitschriften aus. Und dort bekam ich auch der junge zahnarzt in die Finger und habe ihn in meiner Freizeit gelesen und dadurch viele unterschiedliche interessante Themen gefunden - auch solche, die an der Uni nicht gelehrt werden.
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Von Damaskus nach Rostock - ein Zahnmedizinstudent aus Syrien berichtet. der junge zahnarzt 12, 54 (2021). https://doi.org/10.1007/s13279-021-0751-y
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