Sich beim Zahnarzt fast wie ein König fühlen? In der Praxis von Andreas Bothe "Zahnärzte im Kaisersaal" ist das möglich. Sie befindet sich im Haus Cumberland am Kurfürstendamm in Berlin und besticht unter anderem durch ihr außergewöhnliches Design.

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© Andreas Bothe

In Berlin, mitten auf dem Kurfürstendamm, liegt das Haus Cumberland. Erbaut wurde es Anfang des 20. Jahrhunderts und von außen sieht es fast aus wie ein Schloss. Im Inneren finden sich aber Eigentumswohnungen, Büros, Restaurants, Einzelhandelsgeschäfte - und die Zahnarztpraxis von Andreas Bothe.

Der Zahnarzt praktiziert schon seit vielen Jahren. Bevor er die "Zahnärzte im Kaisersaal" eröffnete, war er Inhaber weiterer Praxen. Schon am Ende seiner Assistenzzeit suchte er nach geeigneten Räumlichkeiten, wurde fündig und übernahm die Praxis von dem Vorgänger. Es folgten weitere Praxen - eine kleine in Brandenburg, die er mit einem ehemaligen Studienkollegen eröffnete und einige Jahre später wieder verkaufte, und zwei Praxen am Kurfürstendamm. Das Haus Cumberland befindet sich nur einige hundert Meter entfernt von Bothes letzter Praxis.

Räume in Weiß und Gold

Jahrelang stand das prunkvolle Gebäude komplett leer. "Ich hatte es schon lange Zeit im Blick, weil es sich auf einem sehr exponierten Platz befindet", sagt Bothe. Schließlich stand der Umbau auf dem Plan, der dazu führte, dass zahlreiche Eigentumswohnungen darin verkauft wurden. Der Kaisersaal, in dem sich die Praxis befindet, stand aber eigentlich offiziell nicht zum Verkauf an. "Meine Frau und ich haben uns den Saal angeschaut und waren sofort begeistert. Wir trafen uns dann mit dem Eigentümer und bekundeten unser Interesse." Schließlich erhielten sie ein Angebot, das sie annahmen. Umfangreiche Umbau- und Restaurierungsarbeiten begannen, unter der Federführung eines bekannten Berliner Architekten.

Der Saal ist insgesamt sechs Meter hoch, an den Decken und Wänden befinden sich goldfarbene Ornamente. Das Architektenteam baute eine Empore ein und grenzte die verschiedenen Räume der Praxis durch weiße Trenn- bzw. Glaswände ab. Um die Raumakustik zu verbessern, wurden Akustikpaneele eingesetzt. "Wenn man im Wartezimmer sitzt, hört man nicht, was im Behandlungszimmer gesprochen wird und umgekehrt. Und das, obwohl sich die Praxis in einem einzigen großen Raum befindet", erläutert der Zahnarzt. Klar, dass der Umbau einiges kostete - letztendlich gab Bothe 30 Prozent mehr aus, als anfangs geplant. "Das war schon ein großes Risiko", gestand er. "Aber mein Motto ist: No risk, no fun, wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Und letztendlich hat es sich definitiv gelohnt." Eine Sicherheit gaben ihm seine Patienten, die er von der alten Praxis übernahm. "Wir schrieben alle vor dem Umzug an und informierten sie, dass wir jetzt im Cumberland Haus zu finden sind. Es sind alle mit uns "umgezogen", so der Zahnarzt. "Damit war ich mir auch sicher, dass ich genügend Umsätze generieren kann, um die neue Praxis finanziell zu stemmen." Seine Patienten sind von den Räumlichkeiten begeistert. Das Konzept polarisiert aber auch: "Einigen ist es dann doch zu pompös, und es gibt natürlich auch Neider. Aber das gehört zum Leben dazu", so Bothe.

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© Andreas Bothe

Der sechs Meter hohe Saal wurde durch eine Empore in zwei Ebenen geteilt

Umfangreiches Marketingkonzept

Obwohl er einen festen Patientenstamm hat, fährt der Zahnarzt ein umfangreiches Marketingkonzept. Das soll auf die Praxis aufmerksam machen, sodass sie im Gespräch bleibt. Denn Konkurrenz gibt es in der unmittelbaren Umgebung genügend: Auf dem Kurfürstendamm ist die Zahnarztdichte sehr hoch. Bothe sieht darin aber eher einen Vorteil: "Konkurrenz belebt das Geschäft. Auf dem Markt oder einem Basar sitzen die Händler ja auch nebeneinander." Um das Marketing zu organisieren, hat der Zahnarzt extra eine PR & Marketing-Agentur engagiert. Sie kümmert sich um die Kommunikationsmaßnahmen wie die Ausrichtung und Betreuung der Social-Media-Kanäle, die Markenpositionierung und Bekanntheitssteigerung von Marke und Dienstleistung. Außerdem werden regelmäßig Online- und Print-Kampagnen gefahren, Pressemitteilungen versandt und Presseevents umgesetzt. Weiterhin schaltet die Praxis Werbung auf einem Berliner Radiosender. Ein so umfangreiches Marketingkonzept ist doch eher unüblich in einer Zahnarztpraxis? "Ja, aber wir wollten von Anfang an keine halben Sachen machen. Das galt sowohl für unser Behandlungskonzept als auch für die Marketingmaßnahmen. Wir bieten eine sehr hohe Qualität und wollen das auch nach außen hin vermitteln", so Bothe.

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© Andreas Bothe

Glaswände sorgen für Trennungen mit genügend Transparenz

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© Andreas Bothe

Behandlung unter kaiserlicher Deckenverzierung

Eine ganz besondere Marketingmaßnahme findet sich direkt auf der Homepage der Praxis: Hier finden Interessenten ein vierminütiges Video, das im Kaisersaal gedreht wurde. "Kurz nach der Eröffnung der jetzigen Praxis kam eine Agentur auf mich zu, die ein Video drehen wollte, in dem der Bevölkerung der Beruf des Zahnarztes näher gebracht wird." Gesagt, getan: Zahnarzt und Mitarbeiter wurden bei der Arbeit gefilmt, das Ganze mit Musik - eigens für das Video komponiert - unterlegt. Sogar ein Orchester war beim Dreh in der Praxis zugegen, das in einigen Sequenzen zu sehen ist. Das Video wurde auf dem Zahnärztetag 2015 gezeigt. Bothe darf es auch für seine Praxis nutzen und labeln.

Neues Zutrittssystem misst Körpertemperatur

Dass der Zahnarzt auf neue Situationen schnell reagiert und die Praxis anpasst, zeigt das im Zuge der Coronapandemie erneuerte Zutrittssystem der Praxis. Hierbei helfen Temperatursensoren und künstliche Intelligenz, Menschen mit Fieber zu erkennen, bevor sie die Praxis betreten. "Ein Freund von mir ist Leiter einer Firma, die sich unter anderem mit Sicherheitstechnik befasst. Er hat das System entwickelt." Das Konzept: Die Körpertemperatur der Patienten wird bereits im Eingangsbereich automatisiert und kontaktlos via Thermal-Bildgebung gemessen. Die Mitarbeiterin an der Anmeldung wird direkt über die Temperatur des Patienten informiert. Sind die Ergebnisse unauffällig, erlaubt das Praxispersonal den Zutritt. Im Falle einer erhöhten Temperatur können die Patienten in einem gesonderten Infektionsbereich Platz nehmen. Dort werden sie zu einem eventuell erhöhten Infektionsrisiko befragt und gegebenenfalls an ein Infektionszentrum weiterverwiesen. Die zugehörige Software und App des Zutrittssystems ermöglicht es, die Daten eines möglicherweise Infizierten - nach dessen Zustimmung - zu erfassen und an das zuständige Gesundheitsamt weiterzuleiten. "Natürlich kann man damit COVID-19-Patienten nicht einhundertprozentig identifizieren", betont Bothe. "Aber es gibt uns und unseren Patienten eine gewisse Sicherheit."

Naturheilkunde soll integriert werden

Das Behandlungsspektrum der Praxis ist breit aufgestellt. Die Schwerpunkte liegen in der minimal-invasiven und schmerzarmen Behandlung, in der Therapie von Angstpatienten und in der ästhetischen Zahnheilkunde. Erst kürzlich wurde die Praxis zur ersten Digital Smile Design (DSD) Clinic Berlins zertifiziert. Dabei handelt es sich um eine neue Entwicklung im Bereich der ästhetischen Zahnmedizin. Das softwaregestützte Verfahren basiert auf dem Konzept des brasilianischen Zahnarztes und Dentaltechnikers Christian Coachman. Damit ist es möglich, ästhetische Optimierungen digital zu planen und zu simulieren. Die Patienten können so das zu erwartende Ergebnis schon vorher sehen.

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© Andreas Bothe

Warten mit Stil und der Frage: Zahnarztpraxis oder Museum?

Für die minimal-invasiven Behandlungen, die er in seiner Praxis anbietet, nutzt Bothe Laserverfahren, die die natürliche Substanz und das weiche Gewebe schonen und den Heilungsprozess fördern. Grundlage für jede Zahnversorgung - egal ob Korrektur, Sanierung oder Ersatz - ist eine exakte Planung, sowohl digital als auch anhand von Modellen.

Schon bald will Bothe die Naturheilkunde mit in seine Praxis integrieren. "Ich arbeite schon immer ganzheitlich und habe eine zusätzliche naturheilkundliche Spezialisierung", berichtet er. "Demnächst wird ein Arzt eine Naturheilpraxis ebenfalls im Haus Cumberland eröffnen. Wir planen eine enge Kooperation. Zum Beispiel wollen wir den Patienten vor größeren Eingriffen naturheilkundliche Verfahren anbieten, um sie auf die Operation vorzubereiten."

Angestellt sein kam nie infrage

Bei der Frage, ob er an seiner Praxis etwa ändern würde, muss Bothe lange überlegen. Schließlich sagt er: "Nein. Es ist alles so, wie ich es mir vorgestellt habe."

Die Selbstständigkeit war für ihn von Anfang an eine klar beschlossene Sache. So wählte er den Zahnarztberuf unter anderem, weil er in die Selbstständigkeit führt. "Ich wollte nie angestellt sein, sondern immer eine eigene Praxis haben", berichtet er. Er schätzt sehr, dass er selbststrukturiert arbeiten und seine Visionen und Ziele verfolgen kann. Außerdem hat er sich ein tolles Team aufgebaut, mit dem er auch Praxisausflüge unternimmt - wie im Jahr 2019, als das gesamte Team für ein paar Tage nach Mallorca flog. "Meine Patienten sind nicht nur von den Praxisräumen begeistert, sondern auch von meinen Mitarbeitern", so Bothe.

Einen Tipp für junge Kollegen gibt er zum Schluss: "Eine Zeitlang ging der Trend bei Zahnarztpraxen in Richtung Spezialisierungen. Natürlich ist es wichtig, ein bis zwei Spezialisierungen zu haben - das habe ich ja auch - aber dennoch sollte die Praxis breit aufgestellt sein."