Unter dem schleppenden Start der deutschen COVID-19-Impfkampagne hatten auch die Studierenden der Zahnmedizin in den letzten Monaten zu leiden. Nach zahlreichen kritischen Äußerungen bezüglich der Impfstrategie und der Benachteiligung der Zahnärztinnen und Zahnärzte in Ausbildung erfolgt nun endlich ein Piks in die richtige Richtung.

Stellvertretend für die Studierenden innerhalb des Freien Verbandes Deutscher Zahnärzte (FVDZ) äußerten sich die Mitglieder des Studierendenparlamentes erfreut, dass die Kritik der letzten Monate bezüglich der Priorisierung in Sachen Corona-Impfung nicht ungehört blieb. Nach zahlreichen Gesprächen und mahnenden Worten ist es nun auch gelungen, Zahnmedizinstudierenden mit Patientenkontakt Priorität beim Impfen einzuräumen. Der Vorstand des Studierendenparlamentes sieht dies als wichtigen Schritt, um die Stabilität der zahnmedizinischen Versorgung an Universitätskliniken als auch der Ausbildung gewährleisten zu können. Zur weiteren Verbesserung der erfolgten Maßnahme wäre eine bundesweit einheitliche Umsetzung von Impfungen für Studierende im klinischen Studienabschnitt wünschenswert, da nach heutigem Stand noch nicht allen Studierenden ein Impftermin ermöglicht wurde.

Diese Änderung in Sachen Impfstrategie ist für die Studierenden auch entscheidend, um nicht weiterhin an Boden in der universitären Ausbildung zu verlieren. In den letzten Monaten wurde von verschiedenen Fakultäten berichtet, dass Klinik-Termine von Patienten einfach abgesagt wurden und die Studierenden entsprechend bangen mussten, ihre praktischen Erfahrungen nicht ausschöpfen zu können. Zudem gab es eine gewisse Unsicherheit, ohne schützende Impfung Patientenkontakt zu haben. "Wir brauchen faire und schnelle Lösungen, um coronabedingt ausgefallene Studienleistungen nachholen zu können. Und wir brauchen mehr Planungssicherheit. Dazu müssen sich die Hochschulen und die Gesundheitsämter auf eine adäquate Strategie einigen, die ein Studium wieder ermöglichen", betonten Anna Finger und Philip Simon, Vorsitzende des Medizinstudierendenausschusses im Hartmannbund gemeinsam mit dem Studierendenparlament des FVDZ. Dazu gehöre eben auch die Impfung von Studierenden mit Patientenkontakt, um den praxisnahen Unterricht aufrechterhalten zu können.

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Ein begehrter Stoff: So lange der Impfstoff knapp ist, kommen viele Impfwillige nicht zum Zuge.

Studenten tauchen auf der Prioliste nicht auf

Auch die Bundesvertretung der Medizinstudierenden (bvmd) hatte sich zu Beginn der Impfkampagne kritisch geäußert, da die Studierenden sowohl der Human- als auch der Zahnmedizin überhaupt nicht auf den Priorisierungslisten auftauchten, obwohl sie ebenfalls in die Gesundheitsversorgung involviert seien.

Insbesondere Medizinstudierende, die im Praktischen Jahr (PJ) am Ende des Studiums intensiv in der Patientenbetreuung eingebunden seien, sowie Studierende, die im Rahmen von Hilfseinsätzen oder Nebenjobs einem hohen Infektionsrisiko ausgesetzt seien, müssten ebenfalls die Chance erhalten, sich frühzeitig gegen SARS-CoV-2 impfen zu lassen. Auch Medizinstudierende, die bei praktischen Lehreinheiten in Kontakt mit Patienten kämen, sollten in der Priorisierung berücksichtigt werden. Noch Ende März gab es Berichte, wie beispielsweise von einem Medizinstudierenden am Universitätsklinikum Bochum, dem trotz intensivem Patientenkontakt nicht einmal ein Impfangebot unterbreitet wurde.

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Nah dran: Zahnmedizinstudierende haben sich für einen Platz auf der Priorisierungsliste stark gemacht - mit Erfolg!

Nun ist es an den Fakultäten, die geänderte Priorisierung schnellstmöglich umzusetzen. Das Uniklinikum Bonn beispielsweise bietet den Studierenden der Zahnmedizin seit Mitte April die Möglichkeit, sich durch den betriebsärztlichen Dienst des Uniklinikums an Werktagen impfen zu lassen. Dies gilt für PJ-Studierende sowie für klinische Studierende.

In den USA dürfen Studierende sogar selbst impfen

Die Kontroverse um die Impfpriorisierung bei Zahnmedizinern und solchen, die es werden wollen, hatte auch in anderen Ländern für Aufregung gesorgt. In den USA gelang es der American Dental Society von Beginn an, die Zahnärzte und Studierenden ganz weit nach oben auf die Priorisierungsliste zu setzen. Letztlich ging deren Aufklärungsarbeit so weit, dass seit Mitte März Studierende aus dem Bereich Zahnmedizin sogar selbst in sämtlichen Bundesstaaten gegen Corona impfen dürfen - Voraussetzung: Sie sind selbst immunisiert. In Österreich gab es Ärger im umgekehrten Sinne: Die Studierenden der Privat-Uni in Krems wurden vor den zugelassenen Zahnärztinnen und Zahnärzten geimpft. Grund: In Krems ist an die Universität eine Zahnambulanz angeschlossen und Kliniken wurden bei der Impfung vorgezogen. Die Leitung musste sich mit anhaltender Kritik auseinandersetzen, da angeblich auch Studierende geimpft wurden, die nicht in der Ambulanz tätig waren.

Durch die nun veränderte Impfpriorisierung können nun hoffentlich schnell und unbürokratisch alle Studierenden mit Patientenkontakt durchgeimpft werden, um so ihre Ausbildung sicher und in vollem Umfang fortführen zu können.

Marion Treu, Referentin des FVDZ-Vorstands