Grundsätzlich lässt sich diese Frage sehr leicht beantworten. Jede Minute, die man in der Anfangsphase in die Praxis investieren kann, macht Sinn und ist effektiver, als eine nachträgliche Justierung.

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Dr. Philipp F. Gebhardt // BISS45 Kieferorthopädie Berlin, www.biss45.de

Dr. Gebhardt berichtet seit 2009 in jeder Ausgabe über seinen Weg vom abgeschlossenen Studium zum jungen Zahnarzt.

Schließen wir den Aspekt „Glück“ einmal aus, so ist Erfolg immer und unweigerlich mit Arbeit verbunden. Übernimmt man nun keine Praxis, in die man schon jahrelang als Angestellter bzw. Sohn/Tochter direkt oder indirekt Arbeit investiert hat, so sollte man einplanen, dass nach der regulären Arbeitszeit deutlich mehr Extrastunden notwendig werden. Ein stabiles familiäres bzw. privates Umfeld halte ich hier für essenziell, um Stressmomente nicht in das Privatleben zu transportieren. Sowohl aus finanziellen als auch aus logistischen Gründen lässt sich ein frisches Unternehmen nicht von Stunde null ideal aufstellen. Dabei kommt es regelmäßig und ungeplant zu Interimsentscheidungen und etlichen Überstunden. Eine Ursache hierfür ist, dass viele Dinge, die man zum ersten Mal umsetzt, meist nicht zu 100% realisierbar sind oder nicht den eigenen Vorstellungen entsprechen. Dies reduziert sich zwar je nach Vorarbeit auf Kleinigkeiten und Fehler wie zum Beispiel eine falsche Telefonnummer auf den Visitenkarten, Druckfehler auf den Aufklärungsbögen, verbesserungsfähige Arbeitsverträge, eine unvollständige Homepage, falsche Druckereinstellungen, fehlerhafte Tischlerarbeiten ... Jedoch sind es gerade diese Kleinigkeiten, die sogar mehr Zeit kosten, als die großen Probleme.

Da die meisten Zahnmediziner sicherlich allein schon durch das Studium bedingt perfektionistisch veranlagt sind, führt dies zwangsläufig zu einer Extension der Überstunden. Leider verhält sich die Produktivität jedoch negativ proportional zu den täglichen Überstunden. Ich finde es hierbei essenziell, wenigstens ein bis zwei Stunden pro Woche einen Ausgleich wie zum Beispiel Sport zu finden. Nicht zuletzt aufgrund der in den letzten Ausgaben schon ausführlich erwähnten und sehr problematischen Lage auf dem Arbeitsmarkt bei den ZFA sollte man jedoch davon ausgehen, dass eine gesunde Zeitplanung schwer realisierbar ist. Je nach Ausmaß der Praxisgründung ist es sehr hilfreich, mit einer Anfangszeit von mindestens zwei Jahren zu rechnen, bevor es wieder möglich wird, zu gewohnten Arbeitszeiten zurückzufinden.