Der 60-jährige Patient hatte sich zehn Jahre zuvor einer umfangreichen Therapie wegen eines Zugengrundkarzinoms unterziehen müssen. Dazu gehörte zunächst eine kombinierte Radiochemotherapie, ein Jahr später folgte dann wegen einer persistierenden Lymphknotenschwellung eine Salvage-neck-Dissektion, bei der beidseitig Lymphknoten mit Infiltraten gefunden wurden. Nach diesem Eingriff kam es zur deutlichen Schwellung im Gesichtsbereich. Therapie der Wahl ist in solch einem Fall die Lymphdrainage, die auch zunächst zur Rückbildung der Ödeme führte.

Nur leider sah der Patient nicht die Notwendigkeit, diese Therapie auch fortzuführen, sodass „bei den sporadischen Vorstellungen des Patienten eine stetige Zunahme der chronischen Lymphödeme verzeichnet wurde“, wie Dr. Annett Sandner von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg in der Zeitschrift „HNO“ berichtet. Die Compliance des Patienten besserte sich auch über die nächsten zehn Jahre nicht, sodass zum Schluss — auch ein Behandlungsversuch mit Kortison brachte nichts — nur noch der Griff zum Skalpell helfen konnte.

Tennisballgroße Aussackungen bis zur Unterlippe

Und dieser Griff war nicht leicht, sahen sich die Ärzte doch mit zwei bis zu tennisballgroßen Aussackungen — ausgehend von den Unterlidern bis zur Unterlippe reichend — sowie einer derben Schwellung des linken Oberlids konfrontiert. Das linke Auge war nahezu vollständig verdeckt. Als die Ärzte die Haut der Schwellungen einschnitten, kam ihnen die Lymphflüssigkeit reichlich entgegen. Es gelang aber, die Ödeme zu entfernen und die Wunden spannungsfrei zu verschließen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen, da auch eineinhalb Jahre nach dem Eingriff von den Schwellungen nichts mehr zu sehen ist.

Sekundäre Lymphödeme seien nach therapeutischen Eingriffen im Kopf-Hals-Bereich infolge einer malignen Tumorerkrankung häufig, so Sandner. „Dabei gestaltet sich die Behandlung eines chronischen Geschehens häufig schwierig, da sie eine entsprechend hohe Compliance der Patienten erfordert, die, wie im gezeigten Beispiel, nicht zwangsläufig vorhanden sein muss.“

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Elefantoides Lymphödem — mit besonders störender Lokalisation im Gesicht. Rechts ist nur das Unterlid betroffen, links auch das Oberlid.

© Sandner A et al, HNO 1, 2015: 56

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Eineinhalb Jahre nach Op.: Kein Rezidiv, die Narben sind reizlos.