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Vergleichende Untersuchung der Zentrale-Orte-Konzepte in den Ländern und Empfehlungen zu ihrer Weiterentwicklung

Comparative Study on the Central Place Concepts of the GermanLänder and Recommendations for their Further Development

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Raumforschung und Raumordnung

Zusammenfassung

Zentrale-Orte-Konzepte sind fester Bestandteil aller Pläne und Programme der Landes- und Regionalplanung der Flächenländer. Gerade im Zusammenhang mit den Herausforderungen, die aus dem demographischen Wandel für die Sicherung der Daseinsvorsorge erwachsen, wird den Zentrale-Orte-Konzepten eine zunehmende Bedeutung beigemessen. Wesentliche Ziele des Beitrags sind die Darstellung und Analyse des Status quo der Zentrale-Orte-Konzepte in den Ländern sowie Empfehlungen zu ihrer Weiterentwicklung.

Im Ergebnis der Analyse aller Pläne und Programme der Flächenländer ist festzuhalten, dass es das Zentrale-Orte-Konzept nicht mehr gibt. Vielmehr haben sich unterschiedliche Steuerungskonzepte in den Ländern entwickelt. Damit einhergegangen ist auch ein unterschiedliches Begriffsverständnis hinsichtlich der elementaren Bestandteile von Zentrale-Orte-Konzepten wie Schwellenwerte für Tragfähigkeit und Erreichbarkeit, Hierarchiestufen und Ausstattungskataloge.

Die in diesem Beitrag diskutierten Ansätze zur Weiterentwicklung beziehen sich sowohl auf die Elemente von Zentrale-Orte-Konzepten als auch den Fortschreibungsprozess eines Landesraumordnungsplanes oder -programms. Für wesentlich wird erachtet, dass sich begründbare Einstufungen im Zentrale-Orte-Konzept auf eine empirische Überprüfung des Zentrale-Orte-Systems zurückführen lassen müssen. Für diese ist wiederum ein politisch legitimiertes Zielsystem erforderlich, aus dem sich Kriterien für die empirische Überprüfung und Einstufung von Zentralen Orten ableiten lassen. Dabei sollte der Plangeber die verwendete Methodik offenlegen.

Eine vorhandene Ausstattung mit zentralen Einrichtungen ist nicht hinreichend für eine Festlegung eines Zentralen Ortes. Dieser sollte vielmehr zudem bereichsbildend wirken und raumordnerisch erforderlich sein, um eine Versorgung mit Gütern und Dienstleistungen innerhalb einer zu definierenden zumutbaren Erreichbarkeit auch unter prognostischen Gesichtspunkten gewährleisten zu können. Deshalb ist auch eine raumstrukturelle Differenzierung erforderlich. Ausstattungsgleiche Orte in unterschiedlichen Raumstrukturen sollten deshalb ungleich behandelt werden können.

Abstract

Central place concepts are an inherent part of all regional plans of the German federal states (the ‘Länder’). These concepts have become increasingly important because regional plans need to be adapted to recent and future demographic changes in order to ensure an adequate provision of services of general interest. This paper analyses the current central place concepts of the Länder and gives recommendations for their further development.

The analysis shows that the Länder have developed different approaches in regard to central place concepts, both in terms of definitions, threshold levels of population and accessibility and also their function for guiding future regional development.

The paper gives recommendations on how to improve central place concepts and related plan approval procedures. Policy makers and planning authorities should define and seek political approval for overarching goals, from which key analytical indicators would be derived. These indicators should then be used for an empirical analysis, which would finally allow designating central places and their respective functions. Of course, the underlying methodology should be explained in detail within each regional plan.

A central place should not be designated on the basis of its current facilities and services, but on the basis of the specific demographic and spatial characteristics and requirements of the surrounding region. Thus two cities with similar central facilities could nevertheless be handled differently by a central place concept because their respective hinterlands have different needs for central places.

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Notes

  1. Die in diesem Beitrag präsentierten Ergebnisse basieren im Wesentlichen auf dem Ressortforschungsprojekt „Reform der Zentrale-Orte-Konzepte in den Ländern und Folgen für Siedlungsstruktur und Daseinsvorsorge“, das die Verfasser im Auftrag des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) und des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) durchgeführt haben.

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Greiving, S., Flex, F. & Terfrüchte, T. Vergleichende Untersuchung der Zentrale-Orte-Konzepte in den Ländern und Empfehlungen zu ihrer Weiterentwicklung. Raumforsch Raumordn 73, 285–297 (2015). https://doi.org/10.1007/s13147-015-0357-4

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