Liebe Leserinnen und Leser,

in der letzten Ausgabe habe ich diesen Sommer 2020 als einen etwas anderen bezeichnet, geprägt von der Coronavirus-Pandemie und den allgemein spürbaren Veränderungen dadurch. Trotzdem muss unser Leben weitergehen, im privaten aber auch im beruflich-wissenschaftlichen Bereich, denn übergroße Furcht, Resignation, Lethargie und Stillstand würden letztendlich im Rückschritt enden, und das kann natürlich nicht in unser aller Sinner sein. Wir werden wohl lernen müssen mit dem Virus zu leben.

Digitale Kongresse

Unter dem Aspekt der Pandemie wurden viele Fortbildungsveranstaltungen abgesagt oder aber als bessere Option in Form von webbasierten Events durchgeführt. Die Palette in der Rheumatologie reicht von lokalen Veranstaltungen, wie dem Wachauer Rheumatag, bis zu einem der beiden größten rheumatologischen Kongresse weltweit, dem EULAR 2020, der in digitaler Form über die Bühne ging und ja auch noch geht, denn die Vorträge und Poster sind nach wie vor im Web abzurufen. Und auch die Jahrestagung des American College of Rheumatologie wird als digitaler Kongress veranstaltet werden.

Einen Rückblick auf den digitalen EULAR 2020 werden in diesem Heft Raimund Lunzer, Graz und Thomas Nothnagl, Stockerau geben. Sie würdigen besonders die Leistung der Organisatoren bei der Realisierung dieses neuartigen Projektes. In der Tat war es eine Pionierleistung einen derartig großen Kongress digital auszurichten, allerdings gibt es da noch Luft nach oben, wie man so schön sagt, was die Programmerstellung und die Abläufe betrifft. Denn nahezu alles ist bei entsprechender Vorbereitung vorher aufzunehmen und kann dann, wie bei einem Film, zusammengeschnitten werden. Aber fürs erste Mal war es sicher bemerkenswert.

Die Zukunft großer Veranstaltungen

Wird es große internationale Kongresse überhaupt noch geben? Die Sinnhaftigkeit dieser Riesenveranstaltungen zur Wissensvermittlung kann in Zeiten der elektronischen Medien durchaus hinterfragt werden. Ein wirklicher Informationsaustausch stellt sich bei tausenden Teilnehmern sicherlich schwierig dar, und die Diskussion über Inhalte erst recht.

Wird es große internationale Kongresse überhaupt noch geben?

Es ist ja nicht unbedingt jedermanns Sache vor tausenden Zuhörern, womöglich noch dazu in einer anderen als der Muttersprache, mit so genannten, teilweise selbst oder von der Industrie ernannten, Meinungsbildnern kontrovers zu diskutieren. Da lässt man’s lieber, und die Eminenzen können solche bleiben, unabhängig von den Inhalten, die sie präsentieren.

So gesehen ergäben sich durchaus auch positive Perspektiven aus einer Umgestaltung der Fortbildungslandschaft und der wissenschaftlichen Diskussion, wozu aus meiner Sicht auch der Abdruck von Preprints gehört. Qualität wird sich durchsetzen, egal wie viele Peers ein Manuskript reviewt haben, nur dass größere Meinungsvielfalt herrschen sollte, was eigentlich nur von Vorteil sein kann.

Meeting at home

Aber, was bedeuten diese digitalen Veranstaltungen, Kongresse, Besprechungen, Fortbildungs-Webinare etc. für die Zukunft; wird hier ein Trend gesetzt? Tatsache ist, die Technologie ist mittlerweile derartig bedienerfreundlich, dass selbst ein nicht so EDV-affiner Mensch wie ich damit keine wirklichen Probleme damit hat.

Die Technologie ist mittlerweile bedienerfreundlich

Ja, man ertappt sich dabei, bereits Favoriten unter den Varianten der Kommunikationssoftware erkoren zu haben. Selbstverständlich ist es angenehm als Teilnehmer einer Besprechung zu Hause zu sitzen, nicht reisen zu müssen, nur auf die Bekleidung oberhalb der Tischkante achten zu müssen etc. Aber geht dabei nicht etwas verloren? Die Stimmung im Raum bei einem Meeting, die spontanen Einwürfe oder Reaktionen, oft nur ein Augenaufschlag, können schon wirklich fehlen und auch die Bewertung des Inhaltes der Diskussion verändern.

Persönliche Besprechungen sollten nicht völlig verschwinden

So sollten persönliche Besprechungen nicht völlig verschwinden, aber deren Zahl dürfte sich deutlich reduzieren. In diesem Kontext darf der allgemeine wirtschaftliche Aspekt nicht vergessen werden, denn Eventmanager, Gastronomie und assoziierte Berufsgruppen werden bei zunehmender Zahl digitaler Veranstaltungen sicher nicht mehr in der Frequenz nachgefragt werden, wie vor der Corona-Krise.

Aus der Praxis

Aus Fallberichten lässt sich oft großer Wissensgewinn schöpfen; der Case Report von Elvira Decker, Alsfeld, et al. befasst sich mit einer 75-jährigen Patientin mit Handischämie und erhöhtem CRP-Wert und schließ thematisch an die vorhergehende Ausgabe an.

Seit einigen Jahren kommen Biosimilars auch in der Rheumatologie zum Einsatz. Alles was wirkt, kann auch unerwünschte Wirkungen mit sich bringen. Der Beitrag von J. Braun, Herne, widmet sich dem Thema Biosimilars und Nocebo-Effekt.

Auch mit dieser Ausgabe hoffen wir wieder Ihr Interesse zu wecken und dem Ziel von rheuma plus nahe zu kommen, eine fruchtbringende, offene und redliche Diskussion in Gang zu bringen, aus der wir alle Nutzen ziehen können. Wie immer an dieser Stelle möchten wir Sie herzlich dazu einladen, uns Ihre Meinung zu den Beiträgen dieser Ausgabe, wie auch zu allen rheumatologischen Themen, die Sie für relevant oder für diskussionswert halten, zu schicken. Sie können in jedem Fall auf einen fairen Review mit entsprechendem Feedback vertrauen. Für Kritik, Hinweise, Zustimmung wie auch für jeden anderen Beitrag bedanke ich mich schon im Voraus.

Herzlichst,

Ihr Burkhard Leeb