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Einfluss unterschiedlicher Motive auf den zeitlichen Umfang ehrenamtlichen Engagements in Sportvereinen

Sozioökonomische Modellbildung und empirische Prüfung

Influence of various motives on the voluntary time invested in sports clubs

Socio-economic modeling and empirical testing

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Zusammenfassung

In der sozialwissenschaftlichen Literatur werden diverse Motive für ehrenamtliches Engagement diskutiert. Allerdings ist bislang wenig über die spezifische Beziehung zwischen diesen Motiven und dem zeitlichen Umfang ehrenamtlichen Engagements bekannt. Aus der Konsumgütertheorie abgeleitete Hypothesen zu diesem Zusammenhang werden anhand einer Stichprobe 682 ehrenamtlicher Mitarbeiter in Fußballvereinen überprüft. Die Ergebnisse zeigen, 1) dass die Ausprägung altruistischer Motive den Umfang des Engagements erhöht und 2) dass egoistisch motiviertes ehrenamtliches Engagement ein Erfahrungsgut ist.

Abstract

In the social science literature, various motives for volunteering are discussed. However, so far little is known about the specific relationship between these motives and the time invested in voluntary work. Hypotheses derived from consumer goods theory concerning this association were examined. The results show (1) that altruistic motives increase the amount of engagement, and (2) that selfishly motivated volunteerism is an experience good.

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Notes

  1. In der vorliegenden Stichprobe geben drei Viertel der Befragten an, keinerlei Vergütung für ihr Engagement zu erhalten. Lediglich jeder Zehnte erhält eine pauschale Vergütung und 3,3 % Sachzuwendungen.

  2. Als Trittbrettfahrer werden allgemein Mitglieder eines Kollektivs bezeichnet, die vom Konsum eines Kollektivguts nicht ausgeschlossen werden können (keine Rivalität im Konsum), sich aber nicht an den Kosten seiner Erstellung beteiligen. Faktisch handelt es sich in Sportvereinen insofern um eine Mischung von Kollektiv- und Gemeingütern, als z. B. ein Kraft- oder Fitnessraum eines Vereins ab einer bestimmten Nutzungsintensität auch überfüllt sein kann, so dass es phasenweise zur Rivalität im Konsum kommt.

  3. So beziehen etwa Burgham und Downward (2005) zwar die binär kodierte Variable „ethnic“ (britische Staatsbürgerschaft, weiße Hautfarbe) in ihre Analysen ein. Diese dürfte jedoch spezifische kulturelle Hintergründe nur bedingt abbilden.

  4. Diese rein quantitative Betrachtung gilt freilich mit gewissen Einschränkungen. So besitzen ehrenamtliche Mitarbeiter unterschiedliche Kompetenzen und Qualifikationen, auf der anderen Seite stellen ehrenamtliche Positionen unterschiedliche Anforderungen an den Positionsinhaber. Allerdings sind diese zum einen mehrheitlich gering und zum anderen intrapersonelle Positionenbündelungen in Sportvereinen nicht selten.

  5. Anders verhält es sich hingegen mit Luxus- bzw. Statusgütern, deren Funktion nicht ausschließlich und häufig sogar nur zu geringem Anteil in ihrem Nutzen besteht, sondern in ihrer Eigenschaft als Statussymbol.

  6. Hierbei dürfte eine unterschiedliche Häufigkeit altruistischer Motive davon abhängig zu erwarten sein, ob in der Organisation fast ausschließlich zum Nutzen Dritter (z. B. Rotes Kreuz, DLRG) oder zum Nutzen der Mitglieder (z. B. Klubgüter im Sportverein) produziert wird. Dies wird in vergleichenden Studien in einem späteren Schritt zu prüfen sein.

  7. Benötigt beispielsweise eine Fußballjugendmannschaft als notwendige Bedingung ihres Bestehens einen Trainer, so genügt es für die reine Erstellung dieses Sportangebots zunächst, wenn einer der Eltern diese Position übernimmt.

  8. Denkbar wäre auch, dass der Aufmerksamkeitsnutzen mit dem Umfang des zeitlichen Umfangs des Ehrenamts steigt. Betrachtet man allerdings die Opportunitätskosten bei extrinsisch-egoistischer Motivation, so bestehen diese in der Möglichkeit der Erwerbsarbeit oder in zum ehrenamtlichen Engagement alternativen Gelegenheiten zur Investition in die Berufskarriere. Die Opportunitäten dürften dabei je nach Motivlage variieren, in jedem Fall aber mit dem Umfang des ehrenamtlichen Engagements stark steigen. Daher stellt Hypothese 4 auf den Positionsnutzen ab. Bei primär intrinsisch-egoistischer Motivation dürfte anders als bei extrinsisch-egoistischer Motivation die alternative Verwendung des Freizeitbudgets eine wichtigere Rolle spielen.

  9. Selten ist auch der umgekehrte Fall denkbar, dass einem erst die Erfahrung den geringen Nutzen aus dem Konsum eines Produkts verdeutlicht. Dieser Prozess ist jedoch ein vergleichsweise kurzer, da er rasch zur Einstellung des Konsums führt.

  10. Man denke in diesem Zusammenhang nur an populäre Formulierungen wie „unser langjähriger, verdienter ehrenamtlicher Mitarbeiter“ oder „sich seine Meriten erwerben“.

  11. Diese Items lauten „Wenn andere Mitglieder sich in Ihrem Verein engagieren, dann kann man davon ausgehen, dass sie etwas für das Gemeinwohl tun wollen.“, „…sie damit anderen Menschen helfen wollen.“, „…sie den Sport vorantreiben wollen.“ und „…sie ihren Verein stärken wollen.“.

  12. Dieser Befund steht im Einklang mit den Befunden von Delschen (2006), der konstatiert, dass im Ehrenamt im Fußball eine starke Unterrepräsentation von Frauen vorherrscht Zwar sind laut Delschen (2006, S. 23) 25,7 % der Positionen in der Führungs- und Verwaltungsebene und 26,5 % in der Ausführungsebene von Frauen besetzt, allerdings nimmt er dabei Bezug auf Emrich et al. (2001, S. 256–260), die auf der Basis aller Sportvereine, also auch der Nicht-Fußballvereine, diese Zahlen ermittelt haben.

  13. Offenbar gibt es sogar Ehrenamtliche, die zwar eine ehrenamtliche Position innehaben, jedoch keine ehrenamtliche Arbeit leisten. Bei den folgenden Analysen mit logarithmierten Daten bleiben diese Fälle unberücksichtigt.

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Flatau, J., Emrich, E. & Pierdzioch, C. Einfluss unterschiedlicher Motive auf den zeitlichen Umfang ehrenamtlichen Engagements in Sportvereinen. Sportwiss 44, 10–24 (2014). https://doi.org/10.1007/s12662-013-0316-6

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