Skip to main content
Log in

Soziale Integration durch Sport?

Eine empirische Analyse zum Zusammenhang von Sport und sozialer Integration

Social integration and sport?

An analysis of the relationship between physical activity and social integration

  • Hauptbeiträge
  • Published:
Sportwissenschaft Aims and scope Submit manuscript

Zusammenfassung

In den durchgeführten Analysen wird überprüft, inwiefern ein Zusammenhang zwischen Sport und verschiedenen Dimensionen der sozialen Integration (Anzahl der Freunde und Bekannte, regelmäßige Treffen im Freundes- und Bekanntenkreis und Anzahl der Kontexte, in denen sich eine Person aufhält) besteht. Theoretischer Ausgangspunkt ist dabei das Konzept der Gelegenheitsstrukturen zur Interaktion, in Form der wiederkehrenden Begegnung mit denselben Menschen in stabilen Handlungskontexten (hier am Beispiel sportlicher Aktivitäten). Datengrundlage der Analysen ist der Partnermarktsurvey 2009. Bestätigt werden kann die sozial-integrative Wirkung sportlicher Aktivität: Sportaktive Personen verfügen über einen größeren Freundes- und Bekanntenkreis, treffen sich häufiger mit Freunden und Bekannten, haben mehr Kontakte und sind in mehr Kontexten organisiert als Nichtsportler. Auch innerhalb der Gruppe der Sportler existieren, in Abhängigkeit der Sportart und der Organisationsform der Sportaktivität, leichte Unterschiede hinsichtlich der sozialen Einbindung. Von Bedeutung scheinen hier das Setting und die Art der Sportaktivität zu sein. Um die genaue Wirkungsweise der Sportaktivität auf die untersuchten Indikatoren zu analysieren empfiehlt sich die Durchführung einer Längsschnittstudie.

Abstract

In this study the relationship between physical activity and different dimensions of social integration (number of friends, frequency of contact to friends, number of social contexts the individual is taking part in) is analysed using the data of the Partnermarktsurvey 2009. The concept of opportunities for interaction in foci of activity (here physical activity) is used as the theoretical framework. It can be shown that physical activity has an effect on the social integration of individuals: People who engage in physical activity have more friends, meet them more often and are integrated in more social contexts than people who are not physically active. Differences in social integration even exist among physically active people depending on the kind of sport activity and its form of organisation. Further the setting of the sport activity seems to be of importance. Finally it is recommended that longitudinal data used to investigate the exact causal effect of physical activity on social integration.

This is a preview of subscription content, log in via an institution to check access.

Access this article

Price excludes VAT (USA)
Tax calculation will be finalised during checkout.

Instant access to the full article PDF.

Notes

  1. Ein Ziel des Projektes war u. a.  die Analyse der Auswirkungen des ostdeutschen Geburteneinbruchs nach der Wende auf den Partnermarkt dieser Kohorte (vgl. Klein, Stauder & Häring, 2010).

  2. Das Merkmal „Zentralität der Position im Netzwerk“, das Fussan in ihrer Studie ebenfalls heranzieht, kann mit den vorliegenden Daten nicht berücksichtigt werden (vgl. Fussan, 2006, S. 386).

  3. Auf die Bildung eines Indexes der sozialen Einbindung mittels dieser Variablen wurde verzichtet, da Cronbachs Alpha über die verschiedenen Indikatoren lediglich einen Wert von 0,246 aufweist und somit nicht als reliabel anzusehen ist.

  4. Bei der Freitextnennung konnte der Befragte stichwortartig eine Beschreibung des Kontexts nennen. Über diese Nennung konnte die Kodierung der Variablen Mannschaftssport (wie z. B. Fußball, Handball, Volleyball), Kleingruppen bzw. Individualsport (wie z. B. Tennis, Turnen, Kampfsport usw.) und Fitnessstudio mit wenigen Ausnahmen eindeutig zugeordnet werden.

  5. Für die metrischen abhängigen Variablen (Größe des Freundes- und Bekanntenkreises, Kontextanzahl) wurde eine lineare Regression und für die kategoriale abhängige Variable „regelmäßige Treffen im Freundes- und Bekanntenkreis“ eine logistische Regression gerechnet.

  6. In hier nicht dargestellten Analysen hat sich gezeigt, dass sich der Effekt von mehr als einem Sportkontext ebenfalls signifikant von dem Wert „1“ unterscheidet, d. h. dass mehr als einen Sportkontext zu besitzen zu mehr als einem weiteren Kontext insgesamt beiträgt.

  7. Im Gegenteil zu dem Effekt der Variable „Mannschaftssportart“ muss die Variable „Vereinsmitgliedschaft“ nicht signifikant größer als „1“ sein, um einen positiven Effekt auf die individuelle Anzahl der Kontexte zu haben. Bei der „Sportvereinsmitgliedschaft“ handelt es sich um keinen eigenständigen Kontext, sondern nur um eine weitere Beschreibung der Sportaktivität des Befragten.

Literatur

  1. Baumann, H. (2007). Bewegung, Spiel und Sport im Seniorenalter – ein breites Integrationsfeld. In: A. Horn und J. Keyßner (Hrsg), Sport integriert integriert Sport. Gmünder Hochschulreihe Bd. 28: Schwäbisch Gmünd.

  2. Baur, J. & Braun, S. (Hrsg.) (2003). Integrationsleistungen von Sportvereinen als Freiwilligenorganisationen. Aachen: Meyer & Meyer.

  3. Baur, J., Koch, U., Krüger, D., Koch, U. et al. (1996). Seniorensport in Ostdeutschland: Zwischen Powersport und Kaffeeklatsch. Aachen: Meyer & Meyer.

  4. Baur, J. & Burrmann, U. (2009). Einleitung: Zur Evaluation des Programms „Integration durch Sport“. In: J. Baur (Hrsg.), Evaluation des Programms „Integration durch Sport“ Bd. 1. (S. 11–20). Potsdam.

  5. Beaglehole, R., Bonita, R. & Kjellström, T. (1993). Basic epidemiology. Geneva: World Health Organization.

  6. Becker, S., Schneider, S. (2005). Analysen zur Sportbeteiligung auf der Basis des repräsentativen Bundes-Gesundheitssurveys 1998. Ausmaß und Korrelate sportlicher Betätigung bei bundesdeutschen Erwerbstätigen. Sport und Gesellschaft, 2, 173–204.

  7. Becker, S., Huy, C., Brinkhoff, K.-P., Gomolinsky, U. et al. (2007) „Ein aktives Leben leben“ – Sport, Bewegung und Gesundheit im mittleren und höheren Erwachsenenalter. Konzeption, Datenerhebung und erste Ergebnisse eines repräsentativen Basissurvey für die 50- bis 70-jährige baden-württembergische Wohnbevölkerung. Gesundheitswesen 69, 401–408.

  8. Bijnen, F.C., Feskens, E.J.F., Caspersen, C.J., Mosterd, W.L. et al. (1998). Age, period, and cohort effects on physical activity among elderly men during 10 years of follow-up. The Zuphen Elderly Study. Journal of Gerontology, 53, M235–M241.

  9. Blech, J. (2006). Fit wie in der Steinzeit. Spiegel 5, 134–145.

    Google Scholar 

  10. Breuer, C. (2002). Sozialer Wandel und Sportengagement im Lebensverlauf von Frauen und Mannern. In: H. Allmer (Hrsg.), Sportengagement im Lebensverlauf (S. 61–82). Sankt Augustin: Academica Verlag.

    Google Scholar 

  11. Brüderl, J., Castiglioni, L., Krieger, U. & Pforr, K. (2008). Design und Feldphase des Mini-Panels. In: M. Feldhaus & J. Huinink (Hrsg.), Neuere Entwicklungen in der Beziehungs- und Familienforschung. Vorstudien zum Beziehungs- und Familieentwicklungspanel (PAIRFAM) (S. 45–73). Würzburg: Ergon Verlag.

  12. Dilger, A. (2009). Im Verein ist es am schönsten. Warum Vereine Kapitalgesellschaften im Sport überlegen sind. Sportwissenschaft, 39 (2), 137–142.

    Google Scholar 

  13. Erlinghagen, M. (2003). Wer treibt Sport im geteilten und vereinten Deutschland. Eine quantitative Analyse sozio-ökonomischer Determinaten des Breitensports (Graue Reihe des Instituts Arbeit und Technik, Nr. 4). Gelsenkirchen: Institut Arbeit und Technik.

  14. Feld, S.L. (1981). The focused organization of social ties. American Journal of Sociology, 86 (5), 1015–1035.

    Google Scholar 

  15. Feld, S.L. & Carter, W.C. (1998). When desegregation reduces interracial contact: a class size paradox for weak ties. American Journal of Sociology, 103 (5), 1165–1186.

    Google Scholar 

  16. Fussan, N. (2006). Einbindung Jugendlicher in Peer-Netzwerke: Welche Integrationsvorteile erbringt die Mitgliedschaft in Sportvereinen? Zeitschrift für Soziologie der Erziehung und Sozialisation, 26 (6), 383–402.

  17. Gabler, S., Häder, S. & Hoffmeyer-Zlotnik, J.H.P. (1997). Wirkung von Gewichtungen bei Face-to-Face- und Telefonstichproben. Eurobarometer-Experiment 1994, (S. 221–245). Opladen: Westdeutscher Verlag.

  18. Granovetter, M.S. (1973). The strength of weak ties. American Journal of Sociology, 78 (6), 1360–1380.

    Google Scholar 

  19. Herzog, W., Egger, K., Makarova, E., Neuenschwander, M.P. & Abdächerli, A. (2009) Sport als Medium der sozialen Integration bei schweizerischen und ausländischen Jugendlichen. Schlussbericht. Bern: Institut für Erziehungswissenschaft.

  20. Hoffmann, A. (2002). Sozialintegrative Funktionen des Sports. Spectrum der Sportwissenschaften, 14 (2), 7–25.

  21. Kalmijn, M. (2003). Shared Friendship Networks and the Life Course: an analysis of survey data on married and cohabiting couples. Social Networks, 25, 231–249.

    Google Scholar 

  22. Kalmijn, M. & Bernasco, W. (2001). Joint and Separated Lifestyles in Couple Relationships. Journal of Marriage and the Family, 63, 639–654.

    Google Scholar 

  23. Kim, T.-Y., Cable, D.M. & Kim, S.-P. (2005) Socialisation tactics, employee proactivity, and person-organization fit. Journal of Applied Psychology, 90 (2), 232–241.

    Google Scholar 

  24. Klein, T. (2005). Sozialstrukturanalyse: Eine Einführung. Hamburg: Rowohlt Verlag.

  25. Klein, T. & Stauder, J. (2008). Partnermärkte in Deutschland im Spiegel eines neuen Erhebungsinstruments. In J. Huinink & M. Feldhaus (Hrsg.), Neuere Entwicklungen in der Beziehungs- und Familienforschung. Vorstudien zum Beziehungs- und Familienentwicklungspanel (PAIRFAM) (S. 78–113). Würzburg: Ergon, im Erscheinen.

  26. Klein, T., Stauder, J. & Häring, A. (2010). Gelegenheiten des Kennenlernens. Der Partnermarkt in Ost- und Westdeutschland. In P. Krause & I. Ostner (Hrsg.), Leben in Ost- und Westdeutschland. Eine sozialwissenschaftliche Bilanz der deutschen Einheit 1990–2010 (S. 187–209). Frankfurt: Campus.

  27. Laireiter, A. (1993). Begriffe und Methoden der Netzwerk- und Unterstützungsforschung. In A. Lairaiter (Hrsg.), Soziales Netzwerk und soziale Unterstützung. Konzepte, Methoden und Befunde (S. 15–44). Bern: Verlag Hans Huber.

  28. Lindström, M., Hanson, B.S. & Östergren, P.O. (2001). Socioeconomic differences in leisure-time physical activity: the role of social participation and social capital in shaping health related behaviour. Social Science & Medicine, 52, 441–451.

    Google Scholar 

  29. Mess, F. & Woll, A. (2009). Sport als Medium zur sozialen Integration neuer Mitarbeiter in Betrieben? Theoretische Hinführung und Stand gegenwärtiger Forschung. Sportwissenschaft, 2, 104–109.

  30. Nobis, T. (2009). Gesellige Aktivitäten in den Integrationsgruppen. In: J. Baur (Hrsg.), Evaluation des Programms „Integration durch Sport“ Bd. 1. (S. 175–180). Potsdam.

  31. Schimank, U. & Schöneck, N.M. (2006). Sport im Inklusionsprofil der Bevölkerung Deutschlands – Ergebnisse einer differenzierungstheoretisch angelegten empirischen Untersuchung. Sport und Gesellschaft – Sport and Society, 3 (1), 5–32.

  32. Stahl, T., Rütten, A., Nutbeam, D., Bauman, A., Kannas, L., Abel, T.,Lüschen, G., Diaz, J.A.R., Vinck, J. & Zee van der, J. (2001). The importance of the social environment for physically active lifestyle – results from international study. Social Science & Medicine, 52, 1–10.

    Google Scholar 

  33. Stauder, J. (2008). Opportunitäten und Restriktionen des Kennenlernens. Zur sozialen Vorstrukturierung der Kontaktgelegenheiten am Beispiel des Partnermarkts. Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsycholgie, 60 (2), 265–285.

    Google Scholar 

  34. Thiel, A. & Seiberth C. (2007). Die Integration von Menschen mit Migrationshintergrund im Sport – Möglichkeiten und Grenzen. In: A. Horn & J. Keyßner (Hrsg.). Sport integriert integriert Sport, (S. 39–54). Gmünder Hochschulreihe Bd. 28: Schwäbisch Gmünd.

  35. Tokarski, W. (1991). Neue Alte, alte Alte – alter oder neuer Sport? Seniorensport im Zeichen des Umbruchs. Brennpunkte der Sportwissenschaft, 5 (1), 5–21.

  36. Woll, A., (2006). Sportliche Aktivität, Fitness und Gesundheit im Lebenslauf- eine internationale Längsschnittstudie. Schorndorf: Hofmann-Verlag.

Download references

Interessenkonflikt

Die korrespondierende Autorin weist für sich und ihren Koautor darauf hin, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Author information

Authors and Affiliations

Authors

Corresponding author

Correspondence to Simone Becker.

Rights and permissions

Reprints and permissions

About this article

Cite this article

Becker, S., Häring, A. Soziale Integration durch Sport?. Sportwiss 42, 261–270 (2012). https://doi.org/10.1007/s12662-012-0243-y

Download citation

  • Published:

  • Issue Date:

  • DOI: https://doi.org/10.1007/s12662-012-0243-y

Schlüsselwörter

Keywords

Navigation