„Wir müssen uns klar machen, in welcher unglaublichen Umwandlung wir uns in der Dermatologie befinden“, begann Prof. Kilian Eyerich, Freiburg, seinen Vortrag. Lange Zeit basierte die Klassifikation der Hauterkrankungen rein auf der Morphologie, nun bewege man sich weg von der beschreibenden hin zur stratifizierten Medizin. In diesem Konzept, das sich bereits in der Hämatoonkologie und zum Teil in der Rheumatologie etabliert hat, orientiert sich die Einteilung von Erkrankungen nicht mehr an Organen, sondern an Signaturzytokinen und Signalkaskaden. Im Zuge dessen wurden sechs verschiedene Entzündungsmuster („patterns“) beschrieben:

  • das lichenoide Muster (1), zu dem beispielsweise die Alopecia areata oder die Vitiligo zählen

  • das ekzematöse (2a) und das bullöse Muster (2b), die etwa die atopische Dermatitis und den Pemphigus vulgaris einschließen

  • das psoriatische Muster (3), das neben der Psoriasis zum Beispiel auch die Acne vulgaris beinhaltet

  • das granulomatöse (4a) und das fibrogene Muster (4b), die unter anderem Keloide und die Rosazea einschließen

Noch weit entfernt von individualisierter Therapie

Laut Eyerich gehe es darum, übergeordnete und eventuell molekulargenetisch betriebene Mechanismen zu finden, mit denen man Hauterkrankungen gruppieren und somit auch besser behandeln könnte. Von der personalisierten Medizin und der individualisierten Behandlung einzelner Patientinnen und Patienten sei man in der Entzündungsmedizin dagegen noch weit entfernt, meinte der Experte. Viele Hauterkrankungen verlaufen dynamisch und heterogen, wodurch selbst ähnliche Krankheitsmuster unterschiedlich auf die gleiche Therapie ansprechen.

Betrachtet man computergenerierte Endotypen, die mittels verschiedener Algorithmen aus der gesamten Krankheitsinformation erstellt wurden, fällt auf, dass sich diese nur zum Teil mit den Entzündungsmustern der stratifizierten Medizin überschneiden. „Gewisse biologische Vorgänge werden anders gruppiert“, erklärte Eyerich. Zum Beispiel stehen dabei Erkrankungen, die mit Veränderungen der epithelialen Architektur einhergehen, Dermatosen gegenüber, die durch die Interaktion von Immunzellen mit dem Epithel entstehen. Um pathogenetische Konzepte wirklich voranzubringen, brauche es also vor allem gute Datensätze und neues Denken, so Eyerichs Fazit.

PS05 Eyerich K. Entzündungssignatur vs. individualisierte Medizin. Dermatologie Kompakt + Praxisnah 2024, Wiesbaden, 2. März 2024