In der Corona-Pandemie haben Heilberufler*innen offensichtlich ihre persönlichen Wertvorstellungen neu geordnet, wie eine aktuelle Befragung nahelegt.

Zwei Jahre Corona-Pandemie haben Haus-, Fach- und Zahnärzt*innen, aber auch Apotheker*innen in Dauerstress versetzt. Hat die Reflexion über ihr Wertesystem dazu geführt, dass sie Prioritäten neu geordnet haben? Die aktuell von der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank) veröffentlichte Studie "Inside Heilberufe III" legt dies nahe.

So geben die im Februar 2022 befragten, mehr als 500 Personen der oben genannten Heilberufe sowie Studierende (ab 6. Semester; Humanmedizin, Pharmazie, Zahnmedizin) in der Spitze an, am wichtigsten sei ihnen das Familienleben (92 %) sowie die finanzielle Sicherheit und Vorsorge (91 %). Vor allem Letzteres kam in den beiden vorhergehenden Erhebungswellen 2019 und 2016 auf niedrigere Werte. Menschen zu helfen oder zu heilen, hat nur noch bei 82 % der Befragten einen hohen Stellenwert.

Mit 29 % plant fast ein Drittel der selbstständigen Heilberufler*innen unter den Befragten, in den nächsten drei Jahren in den Ruhestand zu gehen. Demgegenüber stehen 22 % der Angestellten, die eine Niederlassung oder den Schritt in die Selbstständigkeit planen.

Wunsch nach weniger Bürokratie

Der Ruf nach weniger Bürokratie bleibt mit 86 % ganz oben auf der Wunschliste, denn offenbar verspüren die Heilberufler*innen hier kaum Verbesserungen. Aber immerhin ist der Wert gegenüber der Befragung im Jahr 2019 um vier Prozentpunkte zurückgegangen. Das könnte korrelieren mit den vielen Pandemie-Ausnahmeregelungen in puncto Qualitätssicherung oder CME-Punkten.

Gelitten hat ebenfalls die allgemeine Zufriedenheit der Ärzt*innen mit ihrer beruflichen Situation, besonders negativ haben sich jedoch die Pandemie-Maßnahmen auf die Stimmung der Studierenden ausgewirkt. Für den apoBank-Vorstandsvorsitzenden Matthias Schellenberg ist das als Warnsignal zu verstehen. "Angesichts der andauernden Pandemie, der strukturellen Veränderungen und des ökonomischen Drucks im Gesundheitssystem überrascht die sinkende Zufriedenheit nicht. Anlass zu Besorgnis gibt der Stimmungswandel unter den Studierenden, da auch unsere Befragung bestätigt, dass Fachkräftemangel als größte Herausforderung im Gesundheitswesen angesehen wird", so Schellenberg.

Angestellte wollen mehr verdienen

Ein hoher Frustfaktor könnte vor allem für Angestellte ein nach eigener Ansicht zu niedriges Einkommen sein. Immerhin 83 % wünschen sich ein höheres Einkommen - bei den Selbstständigen sind es lediglich 62 %. Dieser Wert ist mit Blick auf den zunehmenden Trend zur Anstellung und den späteren Eintritt in die Selbstständigkeit vor allem sowohl bei Haus- und Fach- als auch bei Zahnärzt*innen nicht irrelevant.

Mehr Zeit für Patient*innen wünschen sich 74 % der Haus- und 67 % der Fachärzt*innen. Der Ruf nach flexibler und freier Arbeitsplatzgestaltung ist hingegen bei letzteren mit 70 % etwas stärker als bei Hausärzt*innen.