Individuelle ästhetische Behandlungskonzepte sollten auch Motivation und Erwartungen des Patienten berücksichtigen. In einer aktuellen Publikation [Liew S et al. J Cosmet Dermatol 2020; 19: 296-302] wurden vier Archetypen entwickelt, die eine hilfreiche Orientierung bieten können, um Ziele und Bedürfnisse besser einschätzen zu können, berichtete Prof. Claudia Borelli, Tübingen.

  • Der Typ "Beautification" hat den Wunsch, schöner zu werden und ist stark beeinflusst durch Trends in den sozialen Medien.

  • Der Typ "Transformation" möchte seinen sozialen Status verbessern und ein kulturelles Beauty-Ideal erfüllen.

  • Der "Korrektur-Typ" empfindet einen Makel und schreibt diesem negative Auswirkungen auf sein Leben zu. Dabei kann es sich um sichtbare, manchmal aber auch durch andere kaum wahrnehmbare Folgen von Verletzungen, Operationen oder Krankheiten handeln. Der Patient wünscht, dass dieser Makel beseitigt wird, um sich in der eigenen Haut wieder wohl zu fühlen.

  • Der "Positive-Aging-Typ" möchte eine Minimierung der Zeichen des Älterwerdens und eine subtile Verschönerung ohne auffallende Änderung des Aussehens. Diese Patienten sind oft ängstlich vor der ersten Behandlung, da sie nicht unnatürlich aussehen möchten, erweisen sich dann aber als sehr behandlungstreu. Dieser Typ "Positive Aging" sei in ihrer eigenen Sprechstunde besonders häufig, so Borelli.

Eine weitere interessante Metaanalyse beschäftigte sich mit der Frage, welche Effekte Ernährungsinterventionen auf chronische Entzündungsprozesse haben können, durch die eine Hautalterung beschleunigt werden kann [Custodero C et al. Ageing Res Rev 2018; 46: 42-59]. Es zeigte sich, dass Metformin, Omega-3-Fettsäuren und Probiotika signifikant Entzündungswerte bei mittelalten und alten Menschen reduzierten. Resveratrol und Vitamin D waren diesem Review zufolge hingegen nicht effektiv. Solche Erkenntnisse sollten auch in eine ganzheitliche ästhetische Beratung miteinfließen, empfahl Borelli.

Einen Hinweis, dass auch die abendliche gründliche Reinigung des Gesichts einen Anti-Aging-Effekt haben kann, liefern Untersuchungen zu Einflussfaktoren auf die extrinsische Hautalterung: So konnte gezeigt werden, dass Umweltverschmutzung und verkehrsbedingter Feinstaub unter anderem die Zunahme von Lentigines seniles und Faltentiefe begünstigen [Vogeley C et al. Int J Mol Sci 2019; 20: 6005 / Araviiskaia E et al. J Eur Acad Dermatol Venereol 2019; 33: 1496-505].

Chemical Peelings wurden im 19. Jahrhundert als neuartige Methode zuerst von deutschsprachigen Dermatologen eingesetzt [Borelli C et al. J Eur Acad Dermatol Venereol 2020; 9: 1890-9]. Zu den neueren Entwicklungen im Bereich des Chemical Peelings zählt die Anwendung eines segmentalen Phenol-Croton-Öl-Peelings für das Brauen- oder Augenlid-Lifting. Für dieses Blepharo-Peel wird meist eine Hetter-Light- oder auch eine Baker-Gordon-Formulierung eingesetzt. Bei Patienten, bei denen nicht zu viel Fett- oder Hautüberschuss vorhanden sei, könnten mit dem Blepharo-Peel als Alternative zu einem operativen Eingriff sehr ansprechende Ergebnisse erzielt werden, erklärte Borelli.

Ästhetische Behandlungen mit Botulinumtoxin A, Filler oder Laser können aus ihrer Sicht grundsätzlich auch in Zeiten des Coronavirus unter strengen Sicherheitsmaßnahmen und Indikationsstellungen durchgeführt werden. Voraussetzungen seien, dass der Patient gesund sei und dass umfassende Hygienekonzepte und das Tragen von Mund-Nasen-Bedeckungen eingehalten werden. Wenn der Patient während einer Behandlung die Mund-Nasen-Bedeckung ablegt, sollte der Arzt eine FFP-Maske verwenden, riet Borelli.

Borelli C: Was gibt es Neues in der ästhetisch-kosmetischen Literatur im Jahr 2018/2019/2020? DERM Online Kongress, 16.−18. Oktober 2020