An der prospektiven Longitudinalstudie teilgenommen haben insgesamt 569 Schüler (knapp 90 % hellhäutig) aus verschiedenen Highschools in Framingham im US-Bundesstaat Massachusetts. Diese wurden im Alter zwischen 13 und 15 Jahren erstmals gezielt dermatoskopisch auf Muttermale untersucht. Nach zwei bis drei Jahren, also nach Eintritt in die elfte Klasse, erfolgte erneut eine Untersuchung, diesmal gekoppelt an einen Fragebogen. Hier wurden unter anderem Sonnenexposition, durchgemachte Sonnenbrände und Bräunungsverhalten erhoben.

„Muttermalphänotyp“ bei jedem Vierten

417 Schüler, die die Fragebögen vollständig beantwortet hatten, konnten in die Analyse einbezogen werden. 111 von ihnen wies einen sogenannten Muttermalphänotyp („mole-prone phenotype 2“) auf. Die Definition hierfür hatte das Forscherteam um Haoming Xu vom Memorial Sloan Kettering Cancer Center in New York in Ermangelung einheitlicher Kriterien für ein dysplastisches Nävus-Syndrom (DNS) selbst festgelegt: Die Zahl der Nävi am Rücken sowie an einem zufällig ausgewählten Bein musste im oberen Dezil der Gesamtkohorte liegen oder es musste mindestens ein in diesen Körperregionen vorkommender Nävus mehr als 5 mm im Durchmesser betragen.

Wie Xu und Kollegen berichten, hing das Auftreten dieses Phänotyps in den elften Klassen direkt zusammen mit der Zahl der Muttermale drei oder vier Jahre zuvor. Für Teenies, bei denen man in der achten oder neunten Klasse bereits mehr als zwölf Muttermale entdeckt hatte, war das Risiko eines Muttermalphänotyps im Alter von 17 Jahren mindestens fünfmal höher als bei Kindern mit höchstens sechs Nävi bei der Erstuntersuchung. Im obersten Quintil – bezogen auf die Zahl der Muttermale – war das Risiko bereits 27-mal so hoch.

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Eine Studie deutet auf den Zusammenhang zwischen dem Hautkrebsrisiko und Muttermalen im Kindesalter hin.

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Zusammenhang mit Sonnenbränden und Nävustyp

Zumindest in der unbereinigten Auswertung stand der Muttermalphänotyp auch in signifikantem Zusammenhang mit Sonnenbränden in der Vorgeschichte. So berichteten 80 % der Betroffenen, sie hätten im vergangenen Jahr (ein längerer Zeitraum wurde nicht erfasst) einen oder mehr Sonnenbrände gehabt. In der Gruppe ohne den spezifischen Phänotyp waren es nur 63 %. Bei drei oder mehr Sonnenbränden im Vorjahr war das Risiko für die Hautveränderung dreimal so hoch wie bei Teilnehmern, die ihrer Haut bislang nicht zu viel Sonne zugemutet hatten.

Auch der Nävustyp (homogen, retikulär, globulär oder „komplex“) zum Zeitpunkt der Erstuntersuchung schien eine Rolle für das spätere Auftreten des kritischen Phänotyps zu spielen: So waren globuläre Nävi mit einer Risikoerhöhung um das 1,64-Fache, komplexe Nävi um das 2,28-Fache verknüpft. Für erhabene Läsionen galt eine Risikoerhöhung um den Faktor 2,18. Vor allem aber fiel die Zahl verschiedener gleichzeitig vorkommender Nävusmuster ins Gewicht. Bei drei verschiedenen dermatoskopischen Mustern war das Risiko gut vervierfacht. Lagen alle vier Muster gleichzeitig vor, war es um den Faktor 13 erhöht.

Nach Bereinigung der Daten um Einflussfaktoren wie Nävuszahl bei der Basisuntersuchung, Sonnensensitivitätsindex (SSI) und Geschlecht war die Assoziation mit den vorausgegangenen Sonnenbränden knapp nicht mehr signifikant. Dagegen war das gleichzeitige Vorhandensein aller vier Nävustypen nach wie vor deutlich mit dem Muttermalphänotyp assoziiert.

Präventionspotenzial

Ob der hier untersuchte Hauttyp mit zahlreichen Nävi bei Jugendlichen mit der Entwicklung eines dysplastischen Nävus-Syndroms und vor allem mit einem erhöhtem Melanomrisiko im Erwachsenenalter zusammenhängt, ist unklar. Insofern müssen die Ergebnisse der vorliegenden Studie zurückhaltend interpretiert werden. Für Xu und sein Team liegt eine Assoziation mit dem Hautkrebsrisiko nahe. Man habe hier, so die Forscher, das Potenzial, eine bestimmte Gruppe von Jugendlichen mit möglicherweise erhöhtem Melanomrisiko frühzeitig zu identifizieren – noch bevor sie anfangen, sich exzessiv in die Sonne zu legen – und verstärkt entsprechenden Aufklärungs- und Präventionsmaßnahmen zuzuführen.