Liebe Leser des Journal für Ästhetische Chirurgie,

wenn ein Glas halb voll ist, gibt es ja bekanntlich zwei völlig unterschiedliche Wahrnehmungen: Der eine freut sich, dass überhaupt etwas drin ist, der andere hätte gerne mehr gehabt, da ja sowieso alle Bedürfnisse maximal befriedigt werden sollten.

Ich persönlich versuche jeder Situation einen positiven Aspekt abzugewinnen, und ich bin oft auch einfach dankbar dafür, überhaupt die Chance zu haben, Zeuge eines spannenden Lebens zu sein – auch wenn es mit Herausforderungen verbunden ist.

Bereits in früheren Editorials habe ich darauf hingewiesen, dass die Pflichterfüllung in größtmöglicher Gelassenheit wahrscheinlich eine Tugend darstellt, welche unserer Gesellschaft insgesamt, aber auch jedem Einzelnen am meisten nützt. Die Umstände der letzten Jahre zeigen uns, wie wenig kalkulierbar viele Entwicklungen sind und dass Anpassungen an Veränderungen schlicht nicht immer vermieden werden können, dann aber häufig zugleich sehr schnell erfolgen müssen.

Änderungen im Leben können als unpassend und störend empfunden werden, bieten aber auch immer die Gelegenheit zu einer Neujustierung oder gar einem Neuanfang. Auch hier bietet sich eine analoge Betrachtung zum halb vollen Glas an: Eine Pandemie oder ein Krieg sind maximale Belastungen, die uns ganz brutal unsere Grenzen zeigen und uns unsere Anpassung abnötigen.

Bei unserer Berufstätigkeit und erst recht unserer Arbeit in der Ästhetik kann von so einer Dramatik natürlich nicht ansatzweise gesprochen werden – doch auch hier gibt es Umstände, die Änderungen nötig machen.

Auch das Journal für Ästhetische Chirurgie wird nun einen Veränderungsprozess durchlaufen. Fünfzehn Jahre lang war es eines der wenigen deutschsprachigen Fachjournale, die sich mit allen Fragen der ästhetischen Medizin und ästhetischen Chirurgie beschäftigt haben. Daneben war das Journal auch immer das offizielle Publikationsmedium für die GÄCD. Die Zeiten ändern sich – und damit auch Anforderungen, Erwartungen und Ressourcen.

Ab dem kommenden Jahr wird die GÄCD voraussichtlich in einem anderen Fachjournal beheimatet sein

Ab dem kommenden Jahr wird die GÄCD voraussichtlich in einem anderen bereits etablierten Fachjournal beheimatet sein. Entsprechende Verhandlungen sind seit einiger Zeit im Gang und werden wohl bald abgeschlossen sein.

Wir beenden also mit der Aufgabe des Journal für Ästhetische Chirurgie ein sehr schönes Kapitel der Geschichte der ästhetischen Chirurgie in Deutschland, öffnen aber gleichzeitig eine Tür zu einem Weg, der uns sehr interessante neue Perspektiven bieten kann. Insofern begleitet der Vorstand der GÄCD diese Entwicklung mit etwas Wehmut, aber v. a. auch mit viel positiver Erwartung. Das Glas ist also eher halb voll als halb leer!

Ich bedanke mich bei allen Gastherausgebern und Autoren der vergangenen Jahre, den aktuellen Mitherausgebern und dem großartigen Team des Springer Verlags, welches uns über die Jahre so gut betreut hat. Als Würdigung und zum Dank an die Autoren veröffentlichen wir in dieser letzten Ausgabe nun eine Auswahl besonderer Artikel der letzten 15 Jahre dieses Journals.

Auch wenn Sie, verehrte Leser, den einen oder anderen Artikel ja schon einmal gelesen haben, bin ich sicher, dass Sie auch bei wiederholter Lektüre neue und interessante Erkenntnisse gewinnen können.

Nach der Erstellung dieser Ausgabe des Journals hat uns die traurige Nachricht vom Ableben unseres Ehrenmitgliedes Gerhard Sattler erreicht. Gerhard Sattlers Verdienste für die Fortentwicklung der ästhetischen Medizin in Deutschland und international sind von herausragender Bedeutung. Er war ein wahrer Visionär und erfüllt von einer bewundernswerten Energie und Freundlichkeit, die alle Kollegen mitgerissen hat. Gerade auch die GÄCD verdankt ihm sehr viel. Als langjähriges Vorstandsmitglied, darunter auch als Präsident und Schatzmeister, hat er ganz entscheidend den Charakter dieser Gesellschaft geprägt und zu ihrem Erfolg beigetragen, weswegen er ja dann schließlich auch Ehrenmitglied der GÄCD wurde. Stellvertretend für den Vorstand würdigt unser ehemaliger Präsident Matthias Gensior, der Gerhard über viele Jahre im Vorstand der GÄCD begleitete, in seinem Nachruf unseren geliebten und geschätzten Gerhard Sattler.

Dr. Dr. Frank Muggenthaler

Schriftleiter des JÄC und Präsident der GÄCD