Körperwahrnehmung, Körperideal und Körperzufriedenheit

Zusammenfassung

Länder, in denen gehungert wird, tendieren dazu, füllige Körperproportionen zu präferieren; in Völkern mit einem Überangebot an Nahrung finden sich schlanke Körperideale. In der Studie wurden die Körperideale zwischen Brasilien und Deutschland verglichen. Methode: Es wurden 178 deutsche Frauen (Alter: 21–55 J., M = 24,7 J.) und 93 Brasilianerinnen (21–61 J., M = 27,6 J.) untersucht. Das Körpererleben wurde mithilfe der Skala von Stunkard et al. erfasst, die Zeichnungen einer Frau zwischen anorektisch und adipös in 9 Gewichtsabstufungen zeigt. Ergebnisse: Der Body-Mass-Index (BMI) der deutschen Frauen lag bei M = 19,5 kg/m² ± 1,7 kg/m²; der der brasilianischen Frauen lag durchschnittlich bei M = 20,0 kg/m² ± 2,0 kg/m². Der Mittelwert des Körperideals lag bei der deutschen Stichprobe bei 2,4 ± 0,7. Das entspricht der 2. bis 3. Abbildung der Skala nach Stunkard et al. Der Mittelwert der brasilianischen Stichprobe lag bei 2,5 ± 1,0. Im t‑Test wurde keine signifikante Differenz gefunden. Der Mittelwert der Körperzufriedenheit lag bei den deutschen Teilnehmerinnen bei 0,9 ± 0,8 und bei den brasilianischen Teilnehmerinnen bei 0,6 ± 1,0. Der Vergleich der Mittelwerte ergab eine signifikante Abweichung (p  0,01). Bei der Einschätzung des eigenen Körpers erreichten deutsche Frauen einen Mittelwert von 3,8 ± 1,0; das entspricht tendenziell der 4. Abbildung der Körperwahrnehmungsskala. Die Strichprobe der brasilianischen Frauen erreichte einen Mittelwert von 3,4 ± 1,3. Hier ergab sich ein hochsignifikanter Unterschied (p 0,001). Zusammenfassend lässt sich aus der Studie folgern: 1. Deutsche Frauen zeigen eine signifikant kritischere Selbstwahrnehmung als brasilianische Frauen. 2. Brasilianische Frauen zeigen eine signifikant höher ausgeprägte Körperzufriedenheit. 3. Deutsche Frauen bevorzugen einen signifikant dünneren Körper als brasilianische Frauen. Fazit: Deutsche Frauen sind etwas schlanker als Brasilianerinnen, schätzen sich aber dicker ein.

Abstract

Countries in which people suffer from hunger tend to prefer bulky body proportions, and in countries with an oversupply of food one can find slim body ideals. The study compared body ideals between Brazil and Germany. Method: a total of 178 German women (age 21–55 years, M = 24.7 years) and 93 Brazilian women (age 21–61 years, M = 27.6 years) were investigated. Body experience was assessed using the scale of Stunkard et al. showing drawings of a woman between anorectic and obese in nine weight categories. Results: the mean body mass index (BMI) of German women was M = 19.5 kg/m² ± 1.7 kg/m² and the average BMI of Brazilian women was M = 20.0 kg/m² ± 2.0 kg/m². The mean value of the body ideal was 2.4 ± 0.7 in the German sample, which corresponds to the second or third illustration of the scale according to Stunkard et al. The mean value of the Brazilian women was 2.5 ± 1.0. No significant difference was found in the t‑test. The mean body satisfaction rate was 0.9 ± 0.8 for the German women and 0.6 ± 1.0 for the Brazilian women. The comparison of the mean values showed a significant group difference (p 0.01). When estimating their own body, German women achieved a mean value of 3.8 ± 1.0, which corresponds to the fourth figure of the body perception scale. The female Brazilian sample reached a mean of 3.4 ± 1.3. There was a highly significant difference (p  0.001). In summary, from the results of the study the following conclusions can be drawn: 1. German women show a significantly more critical self-perception than Brazilian women. 2. Brazilian women show significantly higher body satisfaction. 3. German women prefer a significantly thinner body than Brazilian women. Conclusion: German women are slimmer than Brazilian women, but estimate themselves as being fatter.