Minderheitendiktatur. Warnhinweise (Trigger Warnings) bewirken - nichts. Sie lösen bloß zuverlässig Stress aus - Schlimmes erwartend. Und/oder sie fördern den Reiz des Verbotenen, lösen den forbidden fruit effect aus - sind besonders attraktiv. Sie eignen sich aber nicht als Seelenpuffer. Das belegt die an der Flinders University in Adelaide entstandene Studie "A Meta-Analysis of the Efficacy of Trigger Warnings, Content Warnings, and Content Notes" des Teams um Victoria M.E. Bridgland, die Mitte August als Open-Access-Publikation bei Clinical Psychological Science erschienen ist. Kommt damit an den (Hoch-)Schulen endlich wieder vermeintlich Unzumutbares auf den Lehrplan? Werden sich Studierende mit Realitäten konfrontieren müssen, mit Untreue, Homophobie, Gewalt, Trauma, Krieg, Verlust, Behinderung? Werden Shakespeare (Mord), Charles Dickens (Sexismus), Ovid (Vergewaltigung), Eugen Gomringer (Frau als vermeintliches Objekt), Jane Austen (Klassenunterschiede), Wolfgang Koeppen (Rassismus, Antisemitismus) doch noch rehabilitiert? Wird Büchern wieder die Sprache ihrer Autoren und ihrer Entstehungszeit zuerkannt? Es bleibt abzuwarten.