Nachwuchsarbeit. Um jungen Zahnärztinnen und Zahnärzten zur Seite zu stehen, hat der Freie Verband seine Angebote massiv ausgebaut. Neue Tools, eigene Kongresse, betriebswirtschaftliche Beratung und das Studierendenparlament hat der Verband in den vergangenen Jahren entwickelt. Weitere Projekte sind in der Pipeline. Zeit für einen Überblick.

Die Feuerwehr klagt, die Sportvereine dünnen aus, Kirchen und Parteien laufen die Mitglieder weg.

Schlimmer noch: Es kommen keine neuen nach. Das Bonmot "Treffen sich drei Deutsche, gründen sie einen Verein" - das gilt so nicht mehr. Nur noch rund 580.000 eingetragene Vereine gibt es in Deutschland, und vielen von ihnen mangelt es an Nachwuchs. Gründe gibt es dafür einige: Pillenknick und demographischer Wandel, mehr Individualismus, weniger Lust auf feste Strukturen, mehr Arbeitslast und Aufgaben in Beruf und Familie, weniger Energie für das Engagement in der Freizeit.

Der Freie Verband Deutscher Zahnärzte steht da im Vergleich noch sehr gut da. Vor einigen Jahren schon stieß der Bundesvorstand unter seinem Vorsitzenden Harald Schrader die ersten Projekte an, um gezielt junge Leute für den FVDZ zu gewinnen. "Dass einer berufspolitischen Interessenvertretung wie der unseren neue Mitglieder zuströmen, ist kein Selbstläufer mehr", erklärt Schrader den Fokus auf die Nachwuchsarbeit. Dass die Zahnärzteschaft aber politisch orientierten Nachwuchs braucht, um Freiberuflichkeit und Selbstverwaltung zu erhalten, ist auch klar.

Trommeln für den Nachwuchs

"Früher, bis in die 80er, 90er Jahre hinein, schloss man sich ganz selbstverständlich in seiner Berufsgruppe und in den entsprechenden Interessenvertretungen zusammen, erst recht als Selbstständige: Wie sonst hätte man sich besser austauschen und gemeinsam etwas bewegen können?", sagt Schrader. "Heute sind die jungen Leute über Social Media sowieso ständig im Austausch. Dass ihnen ein Verein wie der FVDZ trotzdem eine ganze Menge zu bieten hat und sie für sich persönlich und für ihre Praxis profitieren können, muss man inzwischen erst mal ins Bewusstsein rücken."

Und zu bieten hat der Freie Verband gerade jungen Zahnärztinnen und Zahnärzten, ja sogar schon den Studierenden, so einiges - vor allem Orientierung und Beratung, aber auch Vernetzung, Austausch und die Möglichkeit, sich zu engagieren und sich für eine Zahnmedizin einzusetzen, wie sie sie jetzt oder in Zukunft in ihrer Praxis umsetzen wollen. Die Angebote dazu sind in den vergangenen Jahren rapide gewachsen.

Ein Tool, wie es sonst niemand in der Branche bietet

Zwei der neuen Initiativen, die unter dem Bundesvorsitzenden Schrader angestoßen wurden, haben sich binnen kürzester Zeit zu Markenzeichen innerhalb der Verbandsarbeit gemausert: das Studierendenparlament (StuPa), in dem Studis ihre Themen wie Green Dentistry, Approbationsordnung oder Digitalisierung vorantreiben. Und das Existenzgründerprogramm für Zahnärzte und Zahnärztinnen, die sich auf die Freiberuflichkeit vorbereiten wollen (ausführliche Erfahrungsberichte zu beiden Angeboten auf den Folgeseiten).

Der Kongress Dentale Zukunft hingegen, der 2019 erstmals stattgefunden hat, fiel 2020 der Corona-Pandemie zum Opfer. Dabei hatte die zweitägige Fortbildung speziell für junge Zahnmediziner regen Zuspruch erfahren. Der Mix aus Fachvorträgen, Hands-on-Workshops und einer Party, die mindestens so gerne angenommen wurde wie der wissenschaftliche Input, kam gut an. In diesem Jahr soll er am 23./24. Juli zum zweiten Mal stattfinden - sofern die Inzidenzen es zulassen. Ein in der Branche einzigartiges Tool finden junge FVDZ-Mitglieder seit vergangenem Jahr auf der Webseite: die "Erste Wahl", ein Fragebogen zur Berufsorientierung. Entwickelt hat ihn FVDZ-Praxisberaterin Nina Dreschmann. Anhand des Fragenkatalogs können Absolventinnen und Absolventen oder auch angestellte Zahnärztinnen und Zahnärzte herausfinden, welcher Werdegang zu ihnen passt, welche Berufsausübungsform für sie die richtige ist, wie ihr idealer Arbeitsplatz aussehen könnte und welche Vor- und Nachteile die verschiedenen Arbeitsmöglichkeiten mit sich bringen.

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"All diese Angebote haben ein Ziel: Den jungen Zahnärztinnen und Zahnärzten Orientierung zu geben und sie zu begleiten auf ihrem Weg entweder in die eigene Praxis oder in eine Anstellung", erläutert Schrader. "Der Freie Verband will die jungen Leute schon im Studium abholen mit ihren Fragen und Wünschen, und ihnen danach bei der Orientierung und Umsetzung ihrer Berufsziele helfen. Unsere ureigene Expertise liegt dabei natürlich in der Frage, wie man sich freiberuflich am besten aufstellt."

Gleich drei neue Formate in diesem Jahr

Seine ureigene Expertise stellt der Verband in diesem Jahr mit gleich drei neuen Formaten zur Verfügung: mit der Servicegesellschaft DZG eG, die seit Januar niedergelassenen Zahnärztinnen und Zahnärzten in allen betriebswirtschaftlichen und juristischen Belangen zur Seite steht - auch das ein einzigartiges Angebot in Deutschland (mehr dazu auf den Folgeseiten). Mit vier Austauschplattformen, die speziell für Assistentinnen und Assistenten sowie jungen ZahnmedizinerInnen ins Leben gerufen werden. Und mit einer Gründerwerkstatt, die im Oktober zum ersten Mal stattfinden soll. Beratung bietet der Freie Verband hier auf zwei Ebenen: In der DZG eG bündelt sich die Expertise und professionelle Erfahrung langjähriger Kooperationspartner. In der Gründerwerkstatt geht es um eine Art Mentoring in zwei Tagen. Geplant ist, dass sechs Praxisinhaberinnen und -inhaber sowie angestellte Zahnärztinnen und Zahnärzte über ihr Praxis- und Lebensmodell berichten, so dass die Teilnehmenden einen realistischen Einblick in die verschiedenen Berufsausübungsformen bekommen. Am zweiten Tag erarbeiten sie in praxisorientierten Workshops und mit Hilfe der Referentinnen und Referenten ihr persönliches Konzept für den weiteren Werdegang.

Ein Segen in Zeiten des Fernstudiums

Mindestens genauso rührig wie der FVDZ selbst ist auch das Studierendenparlament. Seit Mai ist die neue Webseite "Einstieg Zahnmedizin" online, die einen Überblick bietet über Wege ins Zahnmedizinstudium, ins Auslandsstudium, aber auch Tipps gibt zu Universitäten, Studienplatztausch und zum ersten Job. Ebenfalls vom StuPa organisiert: der Digital Dentistry Day am 29. Mai.

Online können sich junge FVDZ-Mitglieder in diesen eintägigen Web-Kongress einschalten, der spannende Vorträge verspricht, eine politische Diskussion zum "Corona Semester" und natürlich viel Gelegenheit zum Austausch - ein Segen in Zeiten des Fernstudiums.