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FVDZ-Landesverband Berlin Die Geschwister Dr. Francy und Dr. Lars Eichmann betreiben seit 2018 eine Praxis in Berlin Schöneberg, die für Offenheit, Vielfalt und innovative Zahnmedizin steht - und das an sieben Tagen in der Woche. Antonia Montesinos hat mit den beiden im Auftrag des FVDZ-Landesverbandes Berlin gesprochen.
DFZ: Herr Dr. Eichmann, Berlin gilt als überversorgt, was hat Sie bewegt, trotz Überversorgung, in Berlin eine Praxis zu gründen?
Dr. Lars Eichmann: Schon während meiner Assistenzzeit wurde mir bewusst, dass ich mich als Zahnarzt in Berlin niederlassen möchte. Die Vielfalt der Niederlassungsformen, die Berlin bietet und die Stadt selbst faszinierten mich. Bis zur endgültigen Umsetzung hat es noch einige Jahre gedauert. Jahre, in denen ich viel Erfahrung als angestellter Zahnarzt sammeln konnte.
DFZ: Frau Dr. Eichmann, Sie waren zum Zeitpunkt der Existenzgründung 28 Jahre alt. Damit gehören Sie zu den 0,2 Prozent der Zahnärztinnen und Zahnärzte, die sich vor ihrem 30. Geburtstag in eigener Praxis niederlassen. Was war Ihr Warum?
Dr. Francy Eichmann: Als sich mein Bruder mit dem Gedanken der Existenzgründung auseinandersetzte, haben wir uns viel ausgetauscht. Mein Bruder fragte mich, ob ich mir vorstellen könnte, die Chirurgie bei ihm in der Praxis zu übernehmen. Je mehr wir über die Möglichkeiten der Zusammenarbeit sprachen, desto mehr wuchs der Wunsch, bei der Gestaltung mitzuwirken, Ideen einzubringen und letztlich als gleichberechtigte Partnerin das Wagnis Existenzgründung einzugehen.
DFZ: 2018, als Sie sich niedergelassen haben, war die häufigste Art der Existenzgründung die Übernahme einer Einzelpraxis. Warum haben Sie sich anders entschieden?
Dr. L. Eichmann: Eine Praxis, die Freiräume zum Wachstum ermöglicht, war uns ebenso wichtig wie das Ambiente der Praxis. Die angebotenen Praxen waren entweder zu klein, oder der Umbau wäre sehr aufwändig gewesen. Deshalb haben wir uns für die komplette Neugründung mit all ihren Risiken aber auch Vorteilen (Praxiskonzept, Team, Design etc.) entschieden.
DFZ: Tempelhof-Schöneberg ist der Bezirk mit der zweithöchsten Zahnarztdichte (123,2 Prozent) in Berlin. Davor steht nur Charlottenburg/Wilmersdorf mit (196,3 Prozent). Wie schwer oder leicht hat sich die Suche nach einem passenden Standort gestaltet?
Dr. F. Eichmann: Es war nicht einfach, und zwei für uns sicher gefühlte Zusagen scheiterten. Dies war für uns sehr nervenaufreibend. Zwischenzeitlich war ich kurz davor, mich von dem Gedanken der Existenzgründung zu verabschieden. Wir stellten fest, dass wir wenig Einfluss auf das Gelingen der Standortwahl hatten. In dieser Zeit entwickelten wir den Leitspruch "Man muss auch einfach mal Glück haben".
Dr. L. Eichmann: Ja, und das Glück war auf unserer Seite, als ich durch meinen Schöneberger Kiez spazierte und sah, dass ein Sonnenstudio aus einem Gebäude auszog. Ich kontaktierte den Makler, und geboren war unser Standort. Als wir die Verträge unterschrieben, waren wir sehr dankbar, dass die zuvor besichtigten Objekte fehlschlugen. Manchmal muss man einfach Glück haben.
DFZ: So eine Niederlassung ist sehr komplex, insbesondere, wenn man wie Sie die Praxisräumlichkeiten komplett selbst entwickelt. Welche Partner haben Sie auf dem Weg in die Gründung unterstützt?
Dr. L. und Dr. F. Eichmann: Nachdem wir in diesem Bereich erst einmal Lehrgeld gezahlt haben, haben wir unseren Steuerberater kennengelernt, der uns mit viel Sachkompetenz in allen Belangen der Gründung begleitet hat. Dieses Glück hatten wir später auch mit unserem Bauleiter.
DFZ: Wie kommen Ihre Mitarbeiterinnen mit der Doppelspitze in der Praxisleitung zurecht?
Dr. F. und Dr. L. Eichmann: Die Doppelspitze funktioniert erstaunlich gut. Auch wenn wir uns als Geschwister gut kennen, so hatten wir zuvor nicht gemeinsam gearbeitet. Unsere Unterschiedlichkeit ergänzt uns. Wir bieten unseren Mitarbeiterinnen viel Raum und Gelegenheit, sich einzubringen und an der Realisierung des Praxiskonzeptes teilzuhaben. Allerdings haben wir auch die Erfahrung gemacht, dass einige mit diesem offenen Führungsstil weniger gut klarkamen. Da wir nicht als Chef und Chefin geboren wurden, nehmen wir solche Erfahrungen auf und setzen Anpassungen dort um, wo es erforderlich ist.
DFZ: Neben der Gründung stehen Existenzgründer stets vor einer zweiten Frage: "Wie beeinflusst die Existenzgründung das Privat-/Familienleben". Wie war das bei Ihnen?
Dr. F. Eichmann: Selbstverständlich ist mir bewusst, dass das Arbeiten als selbstständige, schwangere Zahnärztin andere Herausforderungen mit sich bringt, als wenn ich in Anstellung geblieben wäre. Das gewählte Praxiskonzept mit der Doppelspitze ermöglicht es mir, mich bezüglich der Familienplanung zu entspannen. Dazu trägt die besondere Vertrauensbasis zu meinem Bruder wie die Stabilität des Teams bei. Existenz- und Familiengründung stehen daher für mich nicht in Konkurrenz zueinander.
DFZ: Was würden Sie Kollegeninnen und Kollegen empfehlen, die eine Existenzgründung in Betracht ziehen?
Dr. L. Eichmann: Gute Partner sind unverzichtbar, doch man sollte genau abwägen, wen man mit ins Projektteam nimmt. Darüber hinaus haben uns die Existenzgründungsseminare sowie die Rechtsberatung des FVDZ sehr geholfen. Als Zahnärzte auf eine Gemeinschaft zurückgreifen zu können, die mit viel Expertise unterstützt, ist ein wahres Geschenk, das ich meinen Kollegen und Kolleginnen einfach nur empfehlen kann.
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Gründen in Berlin. DFZ 64, 33–37 (2020). https://doi.org/10.1007/s12614-020-9364-0
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