Wettbewerb im Gesundheitswesen-- Seit einem halben Jahr liegt das Gutachten zum Wettbewerb im deutschen Krankenversicherungssystem von der Monopolkommission vor, seit Mitte Oktober sind die Ergebnisse des Evaluationsgutachtens des Wissenschaftlichen Beirats zum Morbi-RSA bekannt. Vor diesem Hintergrund fand in Berlin eine Veranstaltung der Schwenninger Krankenkasse zum Thema Wettbewerb im Gesundheitssystem statt.

Während parallel im nahen Regierungsviertel die Jamaika-Parteien entscheidende Punkte eines Koalitionsvertrages sondierten, diskutierten Dr. Dietmar Bartsch, Vorsitzender der Bundestagsfraktion Die LINKE, und Prof. Achim Wambach, Vorsitzender der Monopolkommission, die Fragen: Wieviel Wettbewerb ist gut für das System und die Patienten? Und wie ist ein patientenorientiertes und zugleich finanzierbares Gesundheitswesen zu gewährleisten? Er sei generell dafür, „dass Krankenkassen im Wettbewerb miteinander stehen“, sagte Bartsch. Aber Wettbewerb dürfe nicht auf Profitlogik hinauslaufen. „Mancher Wettbewerb zahlt sich nicht aus für Patienten.“ Es müsse gleiche Bedingungen für alle geben, betonte Bartsch. „Krankheiten dürfen nicht nach dem Geldbeutel, sondern nach den Symptomen behandelt werden.“

Prof. Achim Wambach betonte die Notwendigkeit wettbewerblicher Elemente in der Krankenversicherung, bemängelte aber fehlende Impulse im Digitalisierungsprozess des deutschen Gesundheitswesens. Bei einer Untersuchung des Digitalisierungsgrades in Deutschland habe die Monopolkommission festgestellt, dass das Gesundheitswesen die am wenigsten digitalisierte Sparte sei: „Das Gesundheitswesen hängt ganz unten dran.“

„WIEVIEL WETTBEWERB IST GUT FÜR DAS SYSTEM UND DIE PATIENTEN?“

Das liege laut Wambach vor allem daran, dass zu viele Interessen mitspielen.

Für Bartsch wiederum erschwert die Diskussion um Datenschutz und -sicherheit ein Vorankommen der Digitalisierung im deutschen Gesundheitswesen. Es gebe politisch zu viele Argumente, was nicht gehe. Da könne jeder nur verlieren. Die Impulse müssten daher „aus dem vorpolitischen Bereich“ kommen, riet Bartsch.

Zum Stichwort Private Krankenversicherung (PKV) setze er „ein vorsichtiges Fragezeichen“, ob die Finanzierung des PKV-Systems auf Dauer funktioniere. Hohe Investitionen der gesetzlichen Krankenkassen wiederum würden nicht honoriert, weil sie letztlich für gesündere Patienten weniger Geld aus dem Gesundheitsfonds bekämen. „Das deutsche Gesundheitswesen ist eines der besten der Welt. Die Frage ist jedoch, ob es auf Dauer so bleibt,“ merkte Bartsch an.

Auch Wambach hält das PKV-System wegen des fehlenden Bestandskundenwettbewerbs für problematisch. Anstelle eines Beitragssatzwettbewerbes müsse es einen Qualitätswettbewerb geben.

Einen wirklichen Qualitätswettbewerb, der Innovationen fördert und die Gesundheitsversorgung nachhaltig verbessert, forderte auch Siegfried Gänsler, Vorstandsvorsitzender der Schwenninger Krankenkasse. Außerdem müsse der Morbi-RSA ausgestaltet werden, um Solidarität zu bezahlbaren Preisen zu erhalten.

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© Alinks: Oliver Berg / dpa