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Maios Ausführungen über den modernen Zahnarzt zwischen Respekt der Patientensouveränität und Schutz der Hilfsbedürftigkeit waren teilweise recht schonungslos. Vor allem was die Fremdsteuerung im Gesundheitswesen betrifft. Der Medizinethiker erläuterte, dass gerade auch Zahnärzte reduziert würden „auf die Anwendung bestimmter Schablonen im Sinne einer Fließbandaktion unorigineller Fleißübungen.“ Dieser Trend sei ein „regulatorischer Overkill“, der der Professionalität des Berufsstandes zuwiderlaufe.

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Prof. Dr. Giovanni Maio

DER ARZT FÖRDERT DIE ENTSCHEIDUNGSKOMPETENZ DES PATIENTEN

Tatsächlich vollziehe ein (Zahn-)Arzt dagegen tagtäglich eine Problemlösungskompetenz, die weit anspruchsvoller sei, „als die gegenwärtigen Systeme es mit dem Vorwurf der Mangelverwaltung suggerieren“. Schließlich bevormunde der Arzt den Patienten nicht, sondern fördere seine Entscheidungsfähigkeit. Der Patient sei kein Konsument, sondern in seiner Hilflosigkeit angewiesen auf ärztliche Hilfe. „Denn der Arzt hat gegenüber dem Patienten immer einen Vorsprung an Wissen, Erfahrung und Weitsicht“, sagte Maio. Das Verhältnis Arzt-Patient sei daher immer ein Vertrauensverhältnis. Ein Freier Beruf beruhe auf diesem Vertrauensverhältnis, denn ein Arzt müsse weisungsungebunden agieren können. „Dritte können nicht wissen, was das Richtige für den Patienten ist“, konstatierte der Festredner. Man müsse den Zahnärzten nur die Möglichkeit geben, sich auf den Patienten einzulassen. Das System dürfe sie nicht hängen lassen, dann wäre auch die Motivation größer, das System zu unterstützen.

ZAHNMEDIZIN IST KEIN HANDWERK

Maio betonte, Zahnmedizin sei kein Handwerk, sondern eine praktische Wissenschaft. Die freie Berufsausübung bedeute, dass eine gute medizinische und zahnmedizinische Versorgung der Menschen weder der Politik noch dem Gesundheitsmarkt überlassen werden könne, sondern ausschließlich der Profession. „Die Ärzte und Zahnärzte verkaufen sich unter Wert“, monierte Maio. „Sie dürfen sich nicht auf den bloßen Vollzug reduzieren lassen.“