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Dr. Reiner Zajitschek Mitglied des FVDZ Bundesvorstandes

Liebe Kolleginnen und Kollegen, die wichtigste Feststellung in Sachen Telematik gleich vorweg: Bewahren Sie Ruhe, und warten Sie auf entsprechende Mitteilungen der für Sie zuständigen Länder-KZV. Die Testphase des Systems offenbart jede Menge Probleme, die bis dato ungelöst sind. Bis jetzt, also dem Redaktionsschluss dieses Magazins, gibt es keine zugelassenen Konnektoren und Kartenterminals. Dem Gesetzgeber bleibt demnach gar nichts anderes übrig, als die mit Sanktionen verbundenen Fristen für den Rollout zu verlängern. Wir sprechen von einem Gesetzgeber, der auf Biegen und Brechen das deutsche Gesundheitswesen flächendeckend digitalisieren möchte, selbst aber nicht in der Lage ist, deutschlandweit das dafür erforderliche schnelle Internet zur Verfügung zu stellen. Es ist ein Gesetzgeber, der offensichtlich selbst nicht in der Lage ist, seine eigenen Daten gegen Hackerangriffe zu schützen, wie die erfolgreichen Attacken auf den Deutschen Bundestag oder das Handy der Kanzlerin eindrucksvoll belegen.

Gegen Hackerangriffe und Spionage keine Chance

Gleiche Szenarien drohen nun den sensiblen Gesundheitsdaten unserer Patienten. Denn ganz am Ende der „Befehlskette“ stehen wir Zahnärzte zusammen mit den anderen Heilberufen. Wir werden genau von diesem Gesetzgeber unter Androhung von Sanktionen gezwungen, unsere Computersysteme, die wir für einen ungestörten Ablauf in unseren Praxen benötigen, online zu schalten. Von uns erwartet die Politik aber gleichzeitig genau das, was sie erwiesenermaßen selbst nicht kann: sensible Daten zu schützen.

Machen wir uns nichts vor. Solange unsere Computersysteme auf der Basis überschaubar weniger Betriebssysteme laufen, die weltweit agieren und die weltweit die gleichen Schwachstellen besitzen, haben wir gegen professionelle Hackerangriffe und Spionage keine Chance. Letztere sind naturgemäß den handelsüblichen Sicherheitssystemen immer einen Schritt voraus.

Selbstbestimmung der Patienten nicht antasten

Diese Erkenntnisse bewegen die ersten Unternehmen schon wieder dazu, die EDV ihrer Fertigungsstraßen vom Internet zu trennen, damit die Produktion nicht durch Cyberangriffe lahmgelegt werden kann. Ein Umdenken, von dem das Bundesgesundheitsministerium leider weit entfernt ist.

Trotzdem ist, so eine Meldung des Bayerischen Rundfunks, von hochrangigen Mitarbeitern aus dem Bereich der gesetzlichen Krankenversicherung sogar zu hören, die nächste Bundesregierung werde im Herbst die Gesundheitskarte in ihrer jetzigen Form für gescheitert erklären. Die öffentlichen Spekulationen, nach denen die elektronische Gesundheitskarte faktisch vor dem Aus stehen könnte, erhalten derzeit neue Nahrung.

Beim derzeitigen Stand der Technik mit all ihren Unwägbarkeiten muss es dem einzelnen Zahnarzt überlassen bleiben, ob er das Risiko eingehen möchte, seine Praxis-EDV online zu schalten. Das Recht auf informelle Selbstbestimmung der Patienten darf nicht angetastet werden. Das Gesundheitswesen darf nicht dem Risiko ausgesetzt werden, durch Cyberattacken lahmgelegt zu werden, wie kürzlich in Großbritannien geschehen. Dafür müssen wir uns weiter vehement einsetzen.

Ihr

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Reiner Zajitschek