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Harald Schrader FVDZ Bundesvorsitzender

Gute Vorsätze und Ankündigungen zu Jahresbeginn haben leider meist nicht die Halbwertszeit von Tschernobyl-Uranisotopen, sondern sind eher im Bereich der Schnellen Brüter angesiedelt. Wie schon so oft wird die Politik auch in diesem Wahljahr mit blumigen Versprechungen und wohlfeilen Ankündigungen versuchen, das Wahlvolk für sich günstig zu stimmen.

Allerdings sieht die Gemengelage diesmal etwas anders aus als üblicherweise. Nach derzeitigen Prognosen werden sechs Parteien den Bundestag mit bis zu 750 Abgeordneten bevölkern, von denen voraussichtlich die Hälfte Novizinnen und Novizen im Amtsgeschäft sind. Ein größeres Parlament leistet sich derzeit nur die Volksrepublik China. Der erforderliche Sachverstand kann für eine gewisse Zeit durch Ideologie ersetzt werden, aber wenn die Qualität der den Ordnungsrahmen gebenden Gesetze von Paragraf zu Paragraf schlechter wird, müssen die Betroffenen versuchen, durch eigene konstruktive Vorschläge Ordnung ins Chaos zu bringen.

Angebotsmodelle vorlegen

Konkret ist die Zahnärzteschaft gefordert, auf den verschiedensten Gebieten Angebotsmodelle für ein funktionierendes Gesundheitssystem vorzulegen. Ob dies die Umsetzung der neuen Qualitätsrichtlinien des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) oder die Richtwerte für Rest-Eiweiß an Mundspiegeln betrifft – in der Regel ist es besser, den im Berufsstand vorhandenen Sachverstand für konstruktive Vorschläge und realistische Normen zu nutzen, als abzuwarten, was uns findige Juristen an neuen Wohltaten nach dem für sie plausiblen Minimierungsgebot zudenken werden.

Andererseits muss aber auch entschlossener Widerstand geleistet werden, beispielsweise bei der weiteren Ökonomisierung in Form von poliklinikartigen Strukturen oder Medizinischen Versorgungszentren in den Händen von Fonds und anderen Kapitalgebern. Der Zahnarzt wird sonst zum ausgebeuteten Subjekt und willfährigen Erfüllungsgehilfen eines zentral steuernden Gesundheitssystems – Bürgerversicherung genannt. Mit ihr wird sich über kurz oder lang der Leitsatz linker Systemveränderer erfüllen: Wenn es nicht allen gleich gut gehen kann, dann wenigstens gleich schlecht.

Schleichendes Gift erkennen

Freiberuflich Selbstständige werden nur so lange gebraucht, bis die neuen Strukturen fertig sind. Deshalb ruft der Freie Verband Sie schon zu Beginn des Jahres auf, wachsam zu sein. Das schleichende Gift des vermeintlich risikolosen Lebens unter staatlicher Zentralverwaltung darf nicht unsere Herzen und die unserer jungen Kolleginnen und Kollegen erreichen. Die einzigartigen Vorteile eines freiheitlich organisierten Gesundheitswesens für unsere Patienten und unser Gemeinwesen müssen in das Zentrum unserer politischen Arbeit gestellt werden.

Diese Aufgaben können die Zahnärzte nur selbst in Angriff nehmen. Wer wartet, ob ein anderer für uns den sprichwörtlichen kleinen Finger krumm macht, wird lange warten. Nur die Dinge, die wir selbstbewusst als Berufsstand in die eigenen Hände nehmen, sind von Sachverstand geprägt. So wie wir in unseren Praxen tagtäglich die richtige Entscheidung für das Wohl der uns anvertrauten Patienten treffen müssen, ist auch jeder einzelne aufgefordert, seinen Beitrag zum Erhalt eines freien Berufsstandes zu leisten. Der Freie Verband bietet hierfür die Plattform, alle standespolitisch aktiven Organisationen sind zum gemeinsamen Dialog über den besten Weg eingeladen.

Ich wünsche uns allen ein erfolgreiches und gesundes Jahr 2017.

Ihr

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Harald Schrader