Im internationalen Vergleich gibt es in Deutschland überdurchschnittlich viele praktizierende Ärzte. Das ist ein zentrales Ergebnis aus dem aktuellen Ärzteatlas 2016 des Wissenschaftlichen Instituts der Allgemeinen Ortskrankenkasse (AOK), kurz WIdO. In der ambulanten vertragsärztlichen Versorgung gibt es demnach keinen Mangel, sondern oftmals sogar eine Überversorgung.Mit 4,1 Ärzten pro 1000 Einwohner liegt Deutschland der Erhebung zufolge knapp ein Viertel über dem internationalen Durchschnitt (3,3 Ärzte). Zwischen 1991 und 2015 ist die Arztdichte um 50 Prozent gestiegen.

Laut Ärzteatlas wird in allen 34 erfassten Fachrichtungen das Plansoll bundesweit um fast ein Drittel übertroffen. Als Grundlage dienen die Regeln der aktuellen Bedarfsplanung für die ambulante vertragsärztliche Versorgung.

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Der stellvertretende WIdO-Geschäftsführer, Helmut Schröder, wies bei der Vorstellung der Ergebnisse aber auf regionale Unterschiede hin: „Einer Unterversorgung oder drohenden Unterversorgung in einigen Landstrichen steht eine deutliche Überversorgung insbesondere in Ballungsgebieten und für Ärzte attraktiven Regionen gegenüber.“ Die Überversorgung binde Ressourcen, die an anderer Stelle fehlten, betonte Schröder.

Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) kritisierte die Erhebung und hielt mit eigenen Zahlen dagegen. Demnach habe sich die Gesamtzahl der Ärzte und Psychotherapeuten an der vertragsärztlichen Versorgung im vergangenen Jahr zwar um 1,4 Prozent erhöht, aber dieser Anstieg spiegele sich lediglich geringfügig in der Anzahl der geleisteten Arztstunden wider (plus 0,2 Prozent). Die KBV begründete die Unterschiede damit, dass der AOK-Ärzteatlas aktuelle Entwicklungen wie Anstellung und Teilzeit nicht berücksichtige.