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Liebe Kolleginnen und Kollegen,

Dutzende von Beratungsfirmen mit ihren Beraterteams in ihren schwarzen Anzügen haben erkannt, dass die deutschen Zahnärzte dringend Medizinische Versorgungszentren (MVZ) brauchen: wirtschaftliche Vorteile, minimierte Risiken, hervorragende Work-Life-Balances, zufriedene Mitarbeiterhorden und so weiter.

Endlich ist es vorbei, dieses provinzielle Klein-Klein zahnärztlicher Berufsausübung, endlich kann der moderne Zahnarzt zehn oder 20 Zahnärzte anstellen und einen Personalchef noch dazu und mal so richtig Unternehmer spielen. Beim Investieren muss man nicht groß über die Amortisation oder gar über den Sinn und Zweck nachdenken, sondern kann alles bestellen, was man auf der Internationalen Dental-Schau (IDS) in Köln gesehen hat: DVT, Laser, Cerec, OP-Mikroskop und was nicht noch alles. Her damit. Ganz großes Kino also.

Auf wessen Kosten und zu welchem Preis?

So, Ihr selbsternannten Gewinnmaximierungsberater ärztlicher Behandlung, was ist nun Euer eigentliches Anliegen? Die Ausbeutung des ehemals freien und selbstständigen zahnärztlichen Berufs durch renditeorientierte Investitionsgesellschaften? Die Kostenminimierung der zahnärztlichen Praxis durch optimierten Personaleinsatz — unter Aufgabe der persönlichen, vertrauensvollen Zuwendung des Zahnarztes an den Patienten? Die Erfüllung des Wunsches der Krankenkassen nach einer billigen, uniformierten Einheitszahnheilkunde — im Akkord abgeliefert durch Lohnschrauber? Auf wessen Kosten und zu welchem Preis?

Patienten wollen persönliches Vertrauen

Ich weiß, Ihr jault jetzt auf, ich ginge nicht mit der Zeit und hätte eine anachronistische Form zahnärztlicher Berufsausübung im Kopf.

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Bertram Steiner

Ihr aber benehmt Euch wie Zecken im zahnärztlichen Pelz. Denn die Wahrheit ist: Der Patient möchte nicht jedes Mal einen neuen Zahnarzt vor seiner Nase haben, er möchte nicht jedes Mal neuen stereotyp grinsenden Damen an der Rezeption seinen Namen buchstabieren müssen, er möchte auch nicht jedes Mal über den neuesten Innovationsfirlefanz des MVZ informiert werden. Unser Patient will nicht in eine Zahnklinik, auch wenn der Wartesaal von dem Designer Philippe Starck persönlich tapeziert wurde.

Eine Zahnarztpraxis (über)lebt nur mit einem Zahnarzt, zu dem die Patienten persönliches Vertrauen aufbauen. Zu einem EMM-VAU-ZETT lässt sich kein Vertrauen aufbauen.

Also ganz großes Kino?

Na ja, vielleicht, wenn man Kino mit Illusion gleichsetzt, meint Ihr

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Bertram Steiner