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Dem Ensemble wurde viel Spontaneität abverlangt. Erst kurz vor Beginn trafen sich die Akteure, um die Charaktere festzulegen. Neben den Berliner Akteuren stand auch Dr. Ulrich Keck auf der Bühne, der für den Auftritt extra aus Ostfriesland angereist war. Da er als „Kriminalkommissar Keck“ „ermitteln“ sollte, wie die „Leiche Praxis“ zu Tode gekommen war, wurde er in einen weißen Overall gesteckt und musste blaue Einmalüberschuhe tragen.

Die Vorsitzende des Landesverbands Berlin Thekla Wandelt schlüpfte in die Rolle der blasierten, konsumorientierten und wirklichkeitsfremden „Witwe der toten Praxis“, die mit beiden Händen das Geld ausgegeben hatte und der die Praxis völlig überraschend weggestorben war. Sie konnte sich überhaupt nicht erklären, wie das passiert war.

Drehbuchschreiber und Regisseur Steiner spielte „Herrn Schlechtweg vom Dentalhandel Gut & Billig“, der immer nur das Beste verkauft habe. Er betonte, dass Qualität eben ihren Preis habe, Hygiene derart wichtig sei und digitale Volumentomographie und Operationsmikroskop zur Grundausstattung jeder Zahnarztpraxis gehöre.

Die Bank hatte jeden Wunsch finanziert

„Herr Zauberhaft von der Bank für An- und Ablagen“, den Lars Eichmann verkörperte, kannte das Opfer kaum, hatte jeden ihrer Wünsche − auch die komplette Neuausstattung der 35 Jahre alten Praxis − finanziert, schließlich seien die Zinsen aller Kredite immer bezahlt worden. Nur mit den Tilgungen hätte es nicht so gut geklappt, so manches Mal hätte der hohe Kontokorrent umgeschuldet werden müssen. Natürlich um Zinsen zu sparen. Er betonte, dass er den Herrn Schlechtweg vom Dentalhandel aber sehr gut kenne und immer gut mit ihm zusammengearbeitet hätte. Sicher, der Gewinn der Praxis sei im Jahr vor dem endgültigen Ableben auf 20.000 Euro im Jahr zurückgegangen, aber ansonsten sei alles paletti gewesen.

Die Zeugin „Frau Grausig von der Krankenkasse Gesund und Munter“ – gespielt von der Kollegin Jana Lo Scalzo – sagte aus, dass ihre Krankenkasse doch immer alles bezahlt habe. Budgets kenne sie nicht, von Regressen wüsste sie eigentlich auch nichts. Und schließlich gebe es überall schwarze Schafe, die zu viel abrechnen würden. Nein, das Opfer kenne sie nicht persönlich, das wäre auch nicht ihre Aufgabe.

Tod nach Vergiftung durch Sachleistungsvirus

Hier kam der Zeuge „Dr. Zackig, Ministerialdirigent im Bundesgesundheitsministerium“ ins Spiel, den der Vizepräsident der Zahnärztekammer Berlin Dr. Michael Dreyer darstellte. Tonfall, arrogantes Gehabe und die gleichzeitig durchschimmernde Inkompetenz des „BMG-Beamten“ bedienten nahezu alle Klischees. Zackig betonte, dass er 29 Semester studiert habe und danach sofort nach Berlin gegangen sei. Er kenne das Gesetz, aber nicht genau, sagte Zackig. Das müsse er auch nicht. Geldverteilung sei ja nicht seine Sache. Das mache die Selbstverwaltung. Das Opfer sei ein Einzelfall. Darauf könne man keine Rücksicht nehmen.

Am Ende der Zeugenvernehmung übergab die Gerichtsmedizin Kriminalkommissar Keck das Ergebnis der Obduktion. Die Todesursache: Tod durch langsame Intoxikation mittels Sachleistungsvirus. Allerdings betonte Kommissar Keck, dass er allen Zeugen ein Verfahren wegen verbotener aktiver Sterbehilfe an den Hals hängen werde.

Viele Lacher und viel Applaus

Nach der Aufführung war der stellvertretende Vorsitzende der KZV Berlin, Karsten Geist, für den Epilog zuständig. Er stellte dar, dass Niederlassungswillige am Anfang finanziell überschaubar niedrig planen, vorsichtig investieren und langfristige Verpflichtungen vermeiden sollten. Denjenigen, die mitten im Berufsleben stehen, empfahl er, ebenfalls vorsichtig zu investieren und vor allem Investitionsruinen zu vermeiden. Zahnärzte, die ihre Praxis abgeben wollten, sollten sich möglichst frühzeitig mit dem Thema auseinandersetzen.

Das Ergebnis des Abends: Alle Akteure hatten Spaß und gingen in ihren Rollen auf. Offensichtlich kam die Vorstellung bei den über 40 Teilnehmern sehr gut an, was die vielen Lacher und der Applaus am Ende belegten. Auch die Fragen aus dem Publikum und die angeregte Diskussion zeigten, dass die Teilnehmer der ungewöhnlichen Aufführung sensibilisiert wurden. Die Darsteller ließen keine Frage offen und zeigten Lösungen für die angesprochenen Probleme in den Praxen. „Eine gelungene Veranstaltung“, fand auch der stellvertretende FVDZ-Bundesvorsitzende Dr. Peter Bührens, der eigens aus Schwerin angereist war.