Der FVDZ-Bundesvorsitzende Schrader, vor 14 Jahren selbst Absolvent der Akademie, stellte die „zunehmende staatliche Regulierungswut“ als ein Hauptproblem für den Berufsstand heraus. Dies sei mittlerweile ein gesamtgesellschaftliches Problem. Daher komme es darauf an, der jungen Kollegenschaft Mut zur Niederlassung zu machen. Aus seiner Sicht gehören dazu auch rechtssichere Modelle der Zusammenarbeit. Die vielseitigen Angebote des Freien Verbandes unterstützten die Zahnärzteschaft ebenfalls, machte Schrader deutlich: „Durch die in Kooperation mit der DGZMK bestehenden Intiative ‚young dentists’ und unserem Mentoring-Programm lässt der FVDZ den zahnärztlichen Nachwuchs nicht im Stich.“ Sein Appell an die Akademie-Teilnehmer: „In der Berufspolitik darf es keine Denkverbote geben. Es gilt, Strukturen zu finden, um das System von innen aufzubrechen.“

Als weitere Herausforderung für den Berufsstand merkte BZÄK-Präsident Engel an, dass Rechts- und Fachaufsicht zunehmend verschmelzen. Einerseits seien die Kammern vom Staat ernannte Selbstverwaltungsorgane, andererseits gebe der Staat immer mehr Regeln vor. Dieses Konstrukt funktioniere in der Praxis nicht komplett. Als Beispiel nannte er den Gemeinsamen Bundesausschuss. Dieser sei als Kontrollorgan überfordert. Mit Blick auf Europa und die viel diskutierte Deregulierung forderte er eine differenziertere Betrachtung und gab zu bedenken, dass die Kammer auch eine Schutzfunktion erfülle. „Unter anderem, wenn die Kammer erfasst, wo Patienten geschädigt werden“, präzisierte Engel.

Der BZÄK-Chef kritisierte in der Diskussionsrunde auch die neuen Modellstudiengänge. Diese seien untereinander nur schwer vergleichbar und erschwerten den Hochschulwechsel. Der designierte DGZMK-Präsident Walter gab zu bedenken, dass nur wenige Zahnmedizinstudenten während des Studiums die Universität wechselten. Zudem könnten die Modellstudiengänge auch Chancen bieten, beispielsweise als Alleinstellungsmerkmal für von der Schließung bedrohte Standorte. Engel appellierte an den berufspolitischen Nachwuchs, das frische Denken in die Berufs- und Standespolitik mitzunehmen: „Die Werte der Zahnärzteschaft bleiben erhalten, aber alle müssen sich auf andere Strukturen einstellen. Daher ist es notwendig, dass wir gestalterisch tätig sind.“ Als Beispiel hierfür nannte der BZÄK-Präsident den Bachelor-Studiengang Dentalhygiene. Dieser ist bereits Realität, und nun müsse die Frage gestellt werden, wie die Zahnärzteschaft damit umgehe.

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Angeregte Diskussion zu Selbstverwaltung und Freiberuflichkeit mit den Absolventen der AS-Akademie.

© Stehr