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Die Zahl der Pflegebedürftigen in Deutschland wird in den nächsten Jahren deutlich stärker steigen als bisher erwartet. Schon im Jahr 2015 gab es rund 40.000 Pflegebedürftige mehr als bislang angenommen. Dies machte der Vorstandsvorsitzende der Barmer GEK, Dr. Christioph Straub, bei der Vorstellung des diesjährigen Barmer GEK Pflegereports in Berlin deutlich.

Die neuen Prognosen des Pflegereports beruhen erstmals auf dem Zensus 2011 des Statistischen Bundesamtes, in dem festgestellt wurde, dass die deutsche Bevölkerung um etwa 1,5 Millionen Menschen kleiner ist als bis dahin angenommen. Auf der Basis dieser Zahlen wurden die Modellrechnungen der Krankenkasse bis zum Jahr 2060 nun angepasst.

2060 werden laut Pflegereport rund 4,52 Millionen Menschen in Deutschland pflegebedürftig sein — etwa 221.000 mehr als bisher angenommen. „In früheren Berechnungen wurde der Anteil älterer Menschen an der Bevölkerung unterschätzt“, sagte Straub. Steigen wird demnach vor allem die Zahl der Hochbetagten in der Bevölkerung, also derjenigen, die älter als 90 Jahre sind und dementsprechend häufiger auf Hilfe angewiesen sind.

Nur eine Woche vor der Vorstellung des Pflegereports hatte der Bundestag die seit langem erwartete Pflegereform beschlossen, die am 1. Januar 2017 in Kraft treten soll. Wichtigste Neuerung darin: In Zukunft wird es statt der bisherigen drei Pflegestufen fünf Pflegegrade geben. Dies ermögliche eine bessere Einstufung der Pflegebedürftigen: Rund 500.000 Menschen würden dann zusätzliche Leistungen bekommen, so rechnet das Bundesgesundheitsministerium. Vor allem für Demenzkranke steigen die Pflegesätze zukünftig deutlich an. Pflege-Experte Heinz Rothgang, der auch den Barmer GEK Pflegereport verantwortet, bezeichnete die beschlossene Reform als „ausgesprochen großzügig“.

Das bisherige System der sogenannten Minutenpflege wird mit der Reform abgelöst. Für Pflegekräfte ändere sich jedoch der Zeitdruck für die Pflege nicht, sagte Rothgang. In den im vorangegangenen Pflegereport stark in den Fokus geratenen Bereich der zahnärztlichen Versorgung in Pflegeheimen sei allerdings seit dem vergangenen Jahr Bewegung gekommen, sagte Rothgang dem DFZ. Es gebe eine Vielzahl von Projekten und Initiativen zur Verbesserung der zahnärztlichen Betreuung von Pflegebedürftigen. Auch wenn der Pflegereport das Thema in diesem Jahr nicht mehr aufgegriffen habe, sei es nicht in Vergessenheit geraten. „Da ist viel im Gange, um die Finanzierung dafür wird derzeit noch verhandelt“, sagte Rothgang.