Zusammenfassung
Die infantile Form des Schluckens, nämlich die Vorwärtsbewegung der Zunge zwischen die Kiefer (pathologisches Schluckmuster), muss zu einem gaumengerichteten, physiologischen Schlucken umgestellt werden. Falls ein ad- oder interdentales Schluckmuster besteht, entwickelt sich eine myofunktionelle Störung (MFS) mit Auswirkungen auf den orofazialen Bereich und den Ganzkörpertonus. Verschiedene ärztliche Fachrichtungen können bei einer MFS involviert sein: Kinderarzt und (Kinder-)Zahnarzt, Kieferorthopäde, HNO-Arzt und gegebenenfalls Prothetiker, Parodontologe oder Kieferchirurg. Sie alle benötigen Kenntnisse bezüglich der myofunktionellen Diagnostik und Möglichkeiten der „Myofunktionellen Therapie“ (MFT). Eine logopädische Behandlung sollte von diesen Berufsgruppen initiiert werden. Notwendig für den dauerhaften Erfolg der Therapie sind neben Mundfunktionsübungen die wichtigen Ganzkörperübungen, um eine Eutonisierung der orofazialen Muskulatur zu erreichen. Damit der Transfer des erlernten physiologischen Schluckmusters gelingt, sind im Anschluss an die Intensivtherapie erfahrungsgemäß „Intervallbehandlungen“ unabdingbar.
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Die Literatur kann bei der Redaktion angefordert werden: larisa.maleskou@springer.com
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Anita Kittel absolvierte von 1972 bis 1975 die Ausbildung zur Logopädin an der Berufsfachschule für Logopädie in Erlangen und war von 1975 bis 1981 als angestellte Logopädin in einer psychologischen Beratungsstelle tätig. Im Jahr 1982 machte sie sich in Reutlingen selbstständig und arbeitete sich in die MFT ein. Seit 1983 ist sie Leiterin von Fortbildungsseminaren zum Thema MFT für Logopäden, Sprachheilpädagogen, Kieferorthopäden, Zahnärzte, HNO-Ärzte und Hebammen in Deutschland und dem benachbarten Ausland. Ab 1996 verfasste sie Veröffentlichungen zum Thema. Ihr Buch Myofunktionelle Therapie ist in mehrfacher Auflage im Schulz-Kirchner-Verlag erschienen und dient als Lehrwerk bei der Logopädenausbildung. Es wurde in drei Sprachen übersetzt.
Nina Förster (geb. Kittel) absolvierte ihre Ausbildung zur Logopädin von 2001 bis 2004 in Erlangen. Von 2004 bis 2006 war sie in einer Praxis als Logopädin angestellt, bevor sie sich 2006 in der Praxis A. Kittel in Metzingen selbstständig machte. Zusammen mit Anita Kittel arbeitet sie seit 2009 an der Optimierung des Konzepts der MFT (MFT 9 bis 99 sTArs). Im Jahr 2010 entwickelte sie das MFT-Konzept für die Altersgruppe vier bis acht Jahre in Zusammenarbeit mit A. Kittel (MFT 4 bis 8 sTArs).
Einhaltung ethischer Richtlinien
Interessenkonflikt: A.Kittel und N. Förster geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht. Dieser Beitrag beinhaltet keine von den Autoren durchgeführten Studien an Menschen oder Tieren.
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Kittel, A., Förster, N. Myofunktionelle Diagnostik und Therapie. DFZ 60, 76–86 (2016). https://doi.org/10.1007/s12614-015-5459-4
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