„Beziehungen“ stehen im Zentrum des zweiten Heftes der Zeitschrift Soziale PassagenJournal für Empirie und Theorie der Sozialen Arbeit im Jahr 2012. Die aufmerksameren LeserInnen der Zeitschrift Soziale PassagenJournal für Empirie und Theorie der Sozialen Arbeit wissen, dass das vorliegende Heft damit direkt an die erste Ausgabe in 2012 anschließt, in dem ebenfalls „Beziehungen“ im Blickpunkt standen. Gleichwohl ist vorab festzuhalten, dass damit das Beziehungsthema noch längst nicht abgeschlossen ist. Denn je tiefer man sich in das Feld der „Beziehungen“ begibt, desto deutlicher wird, das hiermit ein sozialwissenschaftlicher Diskurs aufgegriffen wird, der ganz verschiedene Facetten beinhaltet: von den persönlichen Beziehungen in privaten Konstellationen und sozialen Netzwerken über professionelle Beziehungen in verschiedenen Arbeits- und Handlungsfeldern sozialer Praxis bis hin zu internationalen Beziehungen zwischen Staaten und Kontinenten als Politik- und Wirtschaftsbeziehungen.

Das Anliegen des vorliegenden Heftes ist jedoch viel bescheidener: Es geht wiederum allgemein um pädagogische und konkret um sozialpädagogische Beziehungen, deren Ausbuchstabierung im Horizont der sozialpädagogischen Fragen und den Folgen, die sich empirisch wie theoretisch im pädagogischen Tun, d. h. im personalen Bezug auf Kinder, Jugendliche und Erwachsene stellen. Wie schon im ersten Heft „Beziehungen“ der Zeitschrift Soziale PassagenJournal für Empirie und Theorie der Sozialen Arbeit werden auch dieses Mal unter dem Schwerpunkt „Beziehungen“ professionelle Beziehungen zwischen AdressatInnen und sozialpädagogisch professionell Tätigen diskutiert, die in der sozialpädagogischen Beratung und/oder Begleitung bei Hilfeprozessen als Arbeitsbeziehungen beschrieben werden können. Hierbei stellt sich erneut die Frage, was genau unter dem Begriff „Beziehungen“ in den verschiedenen Arbeits- und Handlungsfeldern jeweils verstanden wird und wie der Begriff konnotiert werden kann. Gerade auch, wenn es eben nicht mehr nur um freiwillige Arbeitsbeziehungen geht, sondern um Erziehungs- und Bildungssettings, die unter gesellschaftlichem Zwang entstehen.

Das Ziel beider Heftausgaben in 2012 ist es, soziologische, sozialpädagogische, philosophische und psychologische Perspektiven auf das Thema „Beziehungen“ aufzugreifen, und dies sowohl grundsätzlicher Art als auch aus speziellen Forschungszusammenhängen. Damit schließt auch das Heft „Beziehungen II“ der Sozialen PassagenJournal für Empirie und Theorie der Sozialen Arbeit wieder an das selbstgestellte Anliegen an, grundlegende, theoretisierungsbedürftige Gegenstandsbereiche der Sozialen Arbeit zu thematisieren und wesentliche Kernaspekte empirisch wie theoretisch aufzubereiten und weiterzuentwickeln.

Die Rubrik „Im Blickpunkt“ wird mit einem Beitrag von Günther Grasshoff und Cornelia Schweppe eröffnet, die soziale Beziehungen im transnationalen Raum genauer beleuchten. Wichtig ist ihnen, sich von den klassisch-soziologischen Konzepten sozialer Beziehungen abzugrenzen, die bislang auf eine Ortsgebundenheit fokussierten. Die Herausforderung in der Transnationalismusforschung besteht ihrer Meinung nach darin, eben jene Ortsgebundenheit grundsätzlich zu hinterfragen und insgesamt „pluri-lokale und Ländergrenzen überschreitende Sozialbezüge von Menschen in den Vordergrund“ zu stellen. Anschließend diskutieren Andreas Böhle, Martin Grosse, Mark Schrödter und Willi van den Berg Fragen der Beziehungsarbeit unter den Vorzeichen von Freiwilligkeit und Zwang in drei verschiedenen Handlungsfeldern der Kinder- und Jugendhilfe. Mit ihrer Differenzierung von Handlungs- und Willensfreiheit können sie zeigen, inwieweit Fragen von Autonomieermöglichung pädagogische Beziehungsarbeit qualifiziert und teilweise auch kolportiert. Ute Karl stellt in ihrem Beitrag „Imagined communities, imagined families und virtuelle Intimität“ ins Zentrum und fragt nach den Ambivalenzen sozialer Unterstützungsleistungen und ihrer Potenziale im Schnittpunkt von Alter(ns)- und Migrationsforschung.

Für die Rubrik Forum wurden diesmal drei Beiträge ausgewählt: Claudia Dellori und Johannes Wahl stellen in ihrem Beitrag aktuelle Ergebnisse aus einem Frankfurter Forschungsprojekt zum lebenslangen Lernen von PädagogInnen vor. Lotte Rose referiert über das Thema „Essen an Schulen“, das derzeit zu einem immer wichtiger werdenden sozialpädagogischen Forschungsthema avanciert. Nina Hogrebe, Wolfgang Böttcher et al. stellen neue Forschungsergebnisse zur Organisationsentwicklung in Kindergärten vor.

In unserer neuen Rubrik „Zwischenruf“ diskutiert Rosemarie Nave-Herz die aktuellen Entwicklungen der Familien- und Bildungspolitik. Auf der Basis empirischer Befunde wagt sie die Frage, ob und wenn unter welchen Bedingen gleichgeschlechtlichen Beziehungen die Adoption eines Kindes ermöglicht werden kann.

In der Rubrik „Nachgefragt/Wiederentdeckt“ möchten wir mit einem Wiederabdruck des Textes „Zur disziplinären Identität der Sozialpädagogik“ Walter Hornstein würdigen, der am 18. September 2012 in Gauting verstarb.

In der Rubrik „Hochschule“ stellt Maria Ohling ihre aktuellen Untersuchungen zur Frage der Aus- und Weiterbildung von SozialpädagogInnen in der Kinder- und Jugendpsychotherapie vor. In der Rubrik „Forschungsnotizen“ geben uns Sandra Wesenberg et al. Einblicke in ihr aktuelles Forschungsprojekt zu Mensch-Tier-Beziehungen, das von der DFG gefördert wird. Das Forschungsprojekt zu „Prozessorientierten Verfahren der Bildungsdokumentation in inklusiven Settings“ wird von Annette Richter, Jenny Velten und Peter Cloos vorgestellt.

Uns bleibt, allen LeserInnen eine spannende Lektüre zu wünschen und auf eine kritisch-konstruktive Resonanz zu hoffen.