Zusammenfassung
Die Differenz von traditioneller Organisationstheorie und moderner Organisationstheorie offenbart eine weitere Unterscheidung. Es gibt eine Außenbeobachterperspektive und eine Systeminnenperspektive. Die Perspektiven zwingen das Nachdenken über Organisationen in sehr unterschiedliche Formen — mit ganz unterschiedlichen Aussagen über die Funktionsweisen von Organisationen. Da beide Ansätze teilweise von gegensätzlichen Paradigmen ausgehen, besteht zunächst nicht die Möglichkeit, sie zum besseren Verständnis des Organisationsverhaltens gleichzeitig zu nutzen. Der vorliegende Beitrag stellt nun ein mit Autopoiesis, Selbst-Referenz und operationaler Geschlossenheit aufgeladenes neo-traditionelles Organisationsmodell vor. Dieses hat eine moderne Prägung, denn es verfügt über eine theoriegesicherte konstruktivistische Systeminnenperspektive. Und es hat eine traditionelle Prägung, denn Organisationsmitglieder verbleiben nach wie vor als Elemente in der Organisation — ohne die drei genannten Grundsäulen der modernen Organisationstheorie zu beschädigen.
Literatur
Ashby, W. R. (1970): An Introduction to Cybernetics, 5. Aufl., London.
Bateson, G. (1971): Steps to an Ecology of Mind, New York.
Bertalanffy, L. v. (1972): General Systems Theory, 3. Auflage, New York.
Diederich, H. (1992): Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, 7. Aufl., Stuttgart.
Dill, P. (1987): Unternehmenskultur, Bonn.
Etzioni, A. (1969): Soziologie der Organisationen, 2. Aufl., München.
Glasersfeld, E. v. (1992): Aspekte des Konstruktivismus. Vico, Berkeley, Piaget, in: Rusch, G./ Schmidt, S. J. (Hrsg.): Konstruktivismus. Geschichte und Anwendung, 1. Aufl., Frankfurt a. M.
Habermas, J. (1965): Analytische Wissenschaftstheorie und Dialektik, in: Topitsch, E. (Hrsg.): Logik der Sozialwissenschaften, Neuwied.
Hill, W./ Fehlbaum, R./ Ulrich, P. (1974): Organisationslehre 1, Stuttgart.
Khandwalla, P. N. (1975): Unsicherheit und die „optimale“ Gestaltung von Organisationen, in: Grochla, E. (Hrsg.): Organisationstheorie, Bd. 1, Stuttgart.
Kaspar, H. (1991): Neuerungen durch selbstorganisierende Prozesse, in: Staehle, W. H./ Sydow, J. (Hrsg.): Managementforschung 1, Berlin.
Kieser, A./ Kubicek, H. (1977): Organisation, 1. Aufl., Berlin.
Kieser, A./ Kubicek, H. (1983): Organisation, 2. Aufl., Berlin.
Kieser, A. (1999): Organisationstheorien, 3. Aufl., Stuttgart.
Kirsch, W. (1971): Entscheidungsprozesse. Entscheidungen in Organisationen, Bd. 3, Wiesbaden.
Kiss, G. (1990): Grundzüge und Entwicklung der Luhmannschen Systemtheorie, 2. Aufl., Stuttgart.
Kneer, G./ Nassehi, A. (1993): Niklas Luhmanns Theorie sozialer Systeme, München.
Krause, D. (2001): Luhmann-Lexikon, 3. Aufl., Stuttgart.
Krieger, D. J. (1996): Einführung in die allgemeine Systemtheorie, München.
Krink, J. F. (1983): Organisationsplanung, Neuwied.
Krink, J. F. (2003): Nachdenken über Organisation. Moderne Organisationstheorie, 2. Aufl., Aachen.
Krohn, W./ Küppers, G./ Paslack, R. (1987): Selbstorganisation. Zur Genese und Entwicklung einer wissenschaftlichen Revolution, in: Schmidt, S. J. (Hrsg.): Der Diskurs des radikalen Konstruktivismus, Frankfurt a. M.
Kühl, S. (2005): Ganz normale Organisationen, in: Zeitschrift für Soziologie, 2/2005.
Laszlo, E. (1972): The Origins of General Systems Theory in the Work of von Bertalanffy, in: ders. (Hrsg.), The Relevance of General Systems Theory, New York.
Laszlo, E. (1972): The Systems View of the World, New York.
Luhmann, N. (1971): Die Programmierung von Entscheidungen und das Problem der Flexibilität, in: Mayntz, R. (Hrsg.): Bürokratische Organisation, Köln.
Luhmann, N. (1984): Soziale Systeme. Grundriss einer allgemeinen Theorie, Frankfurt a. M.
Luhmann, N. (1992): Organisation, in: W. Küpper/ G. Ortmann: Mikropolitik, 2. Aufl., Opladen.
Luhmann, N. (1996): Die Realität der Massenmedien, 2. Aufl., Opladen.
Malik, F. (1984): Strategie des Managements komplexer Systeme, Bern.
March, G. M./ Simon, H. S. (1976): Organisation und Individuum, Wiesbaden.
Maturana, H. R. (1993), The Origin of the Theory of Autopoietic Systems, in: Fischer, H. R. (Hrsg.): Autopoiesis. Eine Theorie im Brennpunkt der Kritik.
Maturana, H. R./ Varela, F. J. (1987): Der Baum der Erkenntnis, Bern.
Mayntz, R. (1963): Soziologie der Organisation, Reinbek.
Morgan, G. (1997): Bilder der Organisation, Stuttgart.
Morgan, G. (1986): Images of Organization, Newbury Park, Cal.
Nagel, E. (1965): Über die Aussage „Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile”, in Topitsch, E. (Hrsg.): Logik der Sozialwissenschaften, Neuwied.
Nerdinger, F. (2003): Grundlagen des Verhaltens in Organisationen, Stuttgart.
Neubauer, W. (2003): Organisationskultur, Stuttgart.
Ortmann, G. (1995): Formen der Produktion. Organisation und Rekursivität, Opladen.
Schein, E. (1985): Organizational Culture and Leadership, Washington.
Scherer, A. G. (1999): Kritik der Organisation oder Organisation der Kritik? Wissenschaftstheoretische Bemerkungen zum kritischen Umgang mit Organisationstheorien, in: Kieser, A. (Hrsg.): Organisationstheorien, 3. Aufl., Stuttgart.
Spencer-Brown, G. (1997): Laws of Form — Gesetze der Form, Lübeck.
Staubmann, H. (1992): Sozialsysteme als selbstreferenzielle Systeme. Niklas Luhmann, in: Morel, J. et al. (Hrsg.), 2. Aufl., München.
Stock, R. (2004): Wirkungsweise von Normen in Organisationen, in: Zeitschrift für Betriebswirtschaft, 8/2004.
Ulrich, H. (1970): Die Unternehmung als produktives soziales system, 2. Aufl., Bern.
Willke, H. (1993): Systemtheorie, 4. Aufl., Stuttgart.
Varela, F. J. (1990): Kognitionswissenschaft und Kognitionstechnik, 2. Aufl., Frankfurt a. M.
Author information
Authors and Affiliations
Corresponding author
Additional information
Dr. Joachim F. Krink ist wissenschaftlicher Oberrat am Institut für öffentliche Wirtschaft und Personalwirtschaft der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Hamburg. Sein Forschungsgebiet ist Organisations- und Systemtheorie mit dem Schwerpunkt Funktionsmechanismen von Wirtschaftsorganisationen.
Rights and permissions
About this article
Cite this article
Krink, J.F. Organisationen mit Innenperspektive — Ein neo-traditionelles Organisationsmodell. ZS Manag 1, 254–281 (2006). https://doi.org/10.1007/s12354-006-0014-5
Published:
Issue Date:
DOI: https://doi.org/10.1007/s12354-006-0014-5