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Ausbildungsintegration von Geflüchteten zwischen politischen Rahmenbedingungen und professionellen Erfordernissen

Eine vergleichende Analyse von policy gaps

Educational success of refugees between political framework and professional requirements

A comparative analysis of policy gaps

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Zusammenfassung

Zahlreiche der zuletzt nach Deutschland gekommenen Flüchtlinge sind zwischen 18 und 25 Jahre alt und damit in einer Lebensphase, in der hierzulande der Eintritt in die berufliche Ausbildung stattfindet. Das duale System kann somit eine Möglichkeit zur Integration von Geflüchteten in den Arbeitsmarkt darstellen. Die entsprechende Ausgestaltung der Rahmenbedingungen der beruflichen Bildung ist eine Herausforderung, die im föderalen Mehrebenenstaat zu leisten ist. In diesem Beitrag wird exemplarisch und vergleichend untersucht, inwieweit die Flüchtlingspolitik diesen Aufgaben nachkommt und inwiefern sich dabei lokale Unterschiede von policy gaps zeigen.

Abstract

Many of the refugees, who have recently come to Germany, are between 18 and 25 years old and thus in a stage of life, when the entry into vocational training normally takes place. The so called dual system represents an opportunity for refugees to the labor market. The task in the federal multilevel state is to design an appropriate framework of the vocational training system. This paper examines exemplarily and comparatively how the refugee policies in Germany comply with these tasks and if there are local differences in the policy gaps.

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Notes

  1. Beispiele: „Mit dem Projekt ‚Zukunftschance Ausbildung‘ wollen wir jungen Flüchtlingen eine berufliche Perspektive bieten.“ (Finanzbürgermeisterin von Bremen K. Linnert am 17.06.2014); „Ab dem Schuljahr 2014/15 wird an vier berufsbildenden Schulen erprobt, wie jugendliche Flüchtlinge durch ein dualisiertes Angebot mit integrierter Sprachförderung am betrieblichen Lernort besser in die Berufsausbildung […] integriert werden können.“ (H. Sturm, HIBB am 01.08.2014); „Ziel der ‚Schnupperpraktika‘ ist, dass sich eine Ausbildung anschließt“ (S. Schwarz, Präsident der Handwerkskammer Berlin am 08.12.2014); „Die Aufnahme […] einer Berufsausbildung ist ein entscheidender Schritt bei der Integration in die Gesellschaft.“ (I. Alt, Integrationsministerin Rheinland-Pfalz zur Ausbildungsinitiative der DEHOGA am 20.01.2015); „Flüchtlinge in Ausbildung bringen!“ (Bündnis 90/Die Grünen in Bayern am 03.08.2015); „Die beste Integration ist Sprache, Ausbildung und Arbeit.“ (Sigmar Gabriel, Bundeswirtschaftsminister am 18.09.2015); „Flüchtlinge in Ausbildung bringen“ (IHK-Leitfaden vom 23.09.2015); „Aus Flüchtlingen werden Auszubildende“ (BMBF am 05.02.2016); „Sigmar Gabriel regt eine Massenausbildung für Flüchtlinge an“ (Tagblatt vom 01.03.2016).

  2. Im Zeitraum von Mitte 2015 bis Anfang 2016 fanden 18 Interviews mit Experten aus den Bereichen Bildung, Soziales, Integration und Wirtschaft sowie zehn Interviews mit Unternehmen statt. Die Interviews wurden sowohl mit Akteuren aus Bremen als auch aus Bayern geführt.

  3. Beispiele (Stand 2015): Arbeitslosenquote München (4,9 %), Bremen (10,1 %); Armutsgefährdungsquote München (9,6 %), Bremen (23,1 %); Gesamtschulden in Prozent des BIP Bayern (3,9 %), Bremen (68,8 %).

  4. Matching meint den Abgleich von Arbeitsplatzanforderungen einerseits, persönlichen Eigenschaften und Kompetenzen von Bewerbern und Bewerberinnen um diesen Arbeitsplatz andererseits.

  5. Siehe dazu die Bundesratsdrucksache 642/1/14 vom 27.01.2015, S. 5 f.

  6. Zunächst 25, später 50 bzw. 80 Geflüchtete pro Jahrgang.

  7. Die Berufsschulpflicht wurde wegen der hohen Eingangszahlen mittlerweile wieder von 25 auf 21 abgesenkt.

  8. So zeigt eine Auswertung der Handelskammer München und Oberbayern, dass etwa 70 % der Auszubildenden aus Syrien, Afghanistan und dem Irak, die im September 2013 eine Ausbildung begonnen hätten, diese inzwischen bereits wieder abgebrochen haben (Vetter 2015). Auch die Ergebnisse der Experteninterviews in Bremen deuten darauf hin, dass die Ausbildung von Geflüchteten unter den derzeitigen Bedingungen vielfach zu scheitern droht. Viele Befragte zeigten Skepsis, inwieweit die jungen Geflüchteten den sprachlichen Anforderungen im Betrieb, aber auch in der Berufsschule gerecht werden könnten. Ferner werden Defizite in der Grundbildung beklagt, die das Erfüllen der Prüfungsanforderungen bei den derzeitigen Fördermöglichkeiten der Berufsschulen unwahrscheinlich machten.

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Böhme, R. Ausbildungsintegration von Geflüchteten zwischen politischen Rahmenbedingungen und professionellen Erfordernissen. Z Vgl Polit Wiss 12, 59–73 (2018). https://doi.org/10.1007/s12286-018-0377-x

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