Europäisierung durch unverbindliche Koordinierung: Nationale Innovationen im Rahmen europäischer Armutspolitik

Zusammenfassung

In Politikfeldern, in denen die Europäische Union geringe Kompetenzen zur verbindlichen Steuerung mitgliedstaatlicher Politik besitzt, finden sich zunehmend Strategien, nach denen die Mitgliedstaaten durch die Einbindung in unverbindliche Koordinierungsmodi zu einer Modifikation ihrer Politiken bewegt werden sollen. Am Beispiel der Offenen Methode der Koordinierung (OMK) soll untersucht werden, unter welchen Bedingungen ein solcher Modus zum angestrebten Ausbau zivilgesellschaftlicher Partizipationsmöglichkeiten in der mitgliedstaatlichen Armutspolitik führen kann. Entgegen der weit verbreiteten Annahme, nationaler Wandel bedürfe einer bindenden Vorgabe, lässt sich anhand der Fallbeispiele Schweden, Großbritannien und Österreich zeigen, dass prozedurale Innovationen vielmehr von der Wahrnehmung und Mobilisierung des Koordinierungsverfahrens im Sinne einer politischen Opportunitätsstruktur abhängen.

Abstract

In policy fields where the European Union has little authority to steer the policies of its member states in a binding manner, strategies that try to change member state policies by integrating the members in non-binding modes of coordination have become increasingly common. Using the example of the Open Method of Coordination (OMC), the paper examines under which conditions such modes lead to the targeted increase in opportunities for civil society actors to participate in the drafting process of national policies against poverty. Contrary to the widespread assumption that national modifications require binding prescriptions, the cases of Sweden, the United Kingdom and Austria show that procedural innovations depend instead on the perception and mobilization of the mode of coordination as a political opportunity structure.