Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,

allein die Tatsache, dass bis zu 10% aller Neugeborenen unmittelbar nach der Geburt Hämangiome entwickeln, die sich in zwei Drittel der Fälle im Kopf-Hals-Bereich manifestieren und damit unser Sachverständnis fordern, macht es notwendig, dieses Thema in den Vordergrund zu stellen.

Den betroffenen Eltern müssen wir erklären können, bei welcher Ausprägung und in welchen Lokalisationen diese Gefäßveränderungen Handlungsbedarf haben. Hier wiederum sind es vor allem die Möglichkeiten der medikamentösen Therapie mit β-Blockern, die die Konzepte wesentlich verändert haben und nur noch selten invasive Maßnahmen erforderlich machen.

Hämangiome und vaskuläre Malformationen sind eindeutig zu unterscheiden

Von den Hämangiomen sind eindeutig die vaskulären Malformationen abzugrenzen, die eben keine spontane Regression zeigen, sondern eher bei Jugendlichen und Erwachsenen problematisch werden können.

Deren Behandlung wiederum setzt in vielen Fällen eine interdisziplinäre Beurteilung und Therapie voraus. Gerade mit den modernen diagnostischen Möglichkeiten ist eine Differenzierung der vaskulären Malformationen möglich. Diese erlauben eine zielgerichtete Behandlung, die heute oft in enger Kooperation mit den interventionell arbeitenden Radiologen erfolgt.

Als weiteres Beispiel für Hautveränderungen, die unsere Expertise, hier hauptsächlich im Bereich der ablativen und vor allem rekonstruktiven Chirurgie, benötigen, sind die entsprechenden Manifestationen der Neurofibromatosen zu nennen.

Deren Behandlung findet heute aus gutem Grund an ausgewiesenen Zentren mit besonderer Beteiligung der MKG-Chirurgen statt. Wie auch bei den vaskulären Anomalien liegen bei den Neurofibromatosen oft unterschiedliche Ausprägungen vor, die sehr individuelle Behandlungsstrategien erfordern. Neben der klinischen und bildgebenden Beurteilung kommt hier der molekulargenetischen Differenzierung eine besondere Bedeutung zu.

Lassen Sie uns diese Krankheitsbilder als weitere Herausforderung an unser Fach verstehen, das wie kein anderes bei deren Beurteilung und vor allem Behandlung einen wesentlichen Beitrag leisten kann.

Ihr

Jürgen Hoffmann