Liebe Leserinnen und Leser,

die Digitalisierung hat in den vergangenen Jahren zu höheren Anforderungen an die Qualität betriebswirtschaftlicher Daten geführt. Was lange Zeit als "nice to have" galt, zur Not aber auch manuell überbrückt werden konnte, ist in einem digitalen Kontext zunehmend zum "must have" geworden, zur notwendigen und nicht verhandelbaren Voraussetzung für automatisierte Prozesse und intelligente Analysen, die das volle Potenzial der vorhandenen Daten auch realisieren. Gleichzeitig ist die Datenbasis im Zuge der neuen technischen Möglichkeiten und der wachsenden Anforderungen an die Berichterstattung zu ökologischen, sozialen und Governance-bezogenen Sachverhalten breiter geworden. Nichtfinanziellen Daten und ihrer Verbindung mit finanziellen Erfolgsgrößen kommt so nicht mehr nur in der Theorie, sondern zunehmend auch in der Praxis eine zentrale Bedeutung zu. Und obwohl nichtfinanzielle Daten Controllern vielfach noch fremd sind, können sie die Qualitätssicherung im Kontext der Digitalisierung nicht mehr auf die kleine und vergleichsweise gemütliche Welt finanzieller Daten beschränken. Ein zukunftsfähiges Datenmanagement muss sich gleichermaßen der Qualität finanzieller und nichtfinanzieller Daten sowie der Konsistenz der unterschiedlichen Datenquellen widmen. Und als Single Source of Truth muss die Finanzfunktion dabei in den Fahrersitz!

Neben dem Management von Daten kommt aber auch der Governance eine zentrale Rolle zu, also der Frage, wer im Unternehmen auf welche Daten zugreifen darf und wie vermieden werden kann, dass Daten dabei in die falschen Hände geraten. Hier steht traditionell eine Vielzahl von Richtlinien und Standards im Fokus, das Streben nach Datensicherheit und Vertraulichkeit dominiert. Gleichzeitig stoßen die damit verbundenen Herausforderungen bei Controllern nicht immer auf Begeisterung. Sie werden als "erbsig" wahrgenommen, sind häufig IT-technisch (zu) anspruchsvoll und verlangen zudem eine gewisse Begeisterung für die Präzision komplexer Regelwerke. Dennoch: Auch hier muss die Finanzfunktion mit in den Fahrersitz! In dem Maße, wie es die Informationstechnologie ermöglicht, dass immer mehr Nutzer auf immer mehr Daten zugreifen können und gleichzeitig alle neueren Managementkonzepte einen deutlich höheren Grad an interner Transparenz postulieren, können Controller nicht länger am Spielfeldrand stehen. Vielmehr müssen sie als Speerspitze einer Transparenzkultur im Unternehmen dazu beitragen, dass die traditionelle Maxime des "need to know", bei der Manager den Zugang zu Informationen begründen müssen, durch eine Philosophie des "need to protect" ersetzt wird, bei der es einer Begründung bedarf, wenn Informationen im Unternehmen nicht geteilt werden, gewissermaßen als Beweislastumkehr in der Gestaltung der konkreten Data Governance. Diese geht dann weit über technische Fragen hinaus und ist ein zentrales Gestaltungsfeld der digitalen Transformation. Als solches müsste sie auch für Controller attraktiv sein, die als Data Engineer, Analyst und Business Partner Wert stiften wollen!

Viel Spaß bei der Lektüre wünscht Ihnen

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Utz Schäffer