Seit 1. Januar 2022 ist allein die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) für die Bilanzkontrolle zuständig. Für die Prüfung, ob Jahres- oder Konzernabschlüsse und zugehörige Lageberichte rechtmäßig erstellt wurden, kann die BaFin viele, zum Teil schärfere Instrumente nutzen. Welche Themen schwerpunktmäßig bei den Abschlüssen 2021 geprüft werden, hat sie bereits bekannt gegeben, unter anderem die Darstellung von Reverse-Factoring-Transaktionen in den Bilanzen und den Kapitalflussrechnungen.
Pricewaterhouse Coopers (PwC) hat für die Studie "Accounting Compliance 2022 - Wie gut sind Unternehmen aufgestellt und auf die Bilanzkontrolle der BaFin vorbereitet?" insgesamt 100 Unternehmen in Deutschland befragt. Demnach rechnen zwar drei Viertel der Unternehmen mit Verschärfungen bei der Bilanzkontrolle. Dennoch haben gerade einmal 22 Prozent schon Maßnahmen zur Vorbereitung eingeleitet. 70 Prozent der Befragten glauben, bereits gut für die anstehende Prüfung gerüstet zu sein. Und die Hälfte plant gegenwärtig keine Vorbereitungsmaßnahmen.
Dieses Vorgehen hält Bernd Kliem, Partner für Enforcement Services bei PwC Deutschland, für risikant, denn auch er erwartet schärfere und schnellere Enforcement-Verfahren. "Unternehmen sollten jetzt zumindest die eigene Accounting Compliance diesbezüglich nochmals genau prüfen. In einem laufenden Verfahren ist es dafür zu spät."
Als ein vermeidbares Compliance-Risiko nennt PwC eingespielte, aber nicht definierte Prozesse. Denn die BaFin stellt an den Prüfungsschwerpunkt Dokumentation spezielle Anforderungen. Dieser Punkt steht daher auch bei fast allen befragten Unternehmen zumindest theoretisch im Fokus. Praktisch ist aber selbst in den Unternehmen, die bereits Maßnahmen zur Vorbereitung ergriffen haben, hierzu nur ungefähr die Hälfte aktiv geworden. Dazu passt, dass sich Unternehmen laut Studie trotz geänderter Bedingungen und komplexerer Bilanzfragen fachlich nicht merklich verstärkt haben.
Sylvia Meier, Vera Treitschke, Wiesbaden
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