Liebe Leserinnen und Leser,

die Harmonisierung von Stammdaten ist für die meisten Unternehmen immer noch eine immense Herausforderung, die relativ schnell auch zum Prozess- und System-Thema wird. Wer könnte nicht ein Lied davon singen, dass die Datenbasis des Controllings und anderer Unternehmensfunktionen viel zu häufig eben nicht aus einem Guss ist, sondern von unterschiedlichen lokalen und zentralen Systemen gespeist wird? Wer hat sich nicht schon den Kopf darüber zerbrochen, wie die Qualität der Daten hinreichend sichergestellt werden kann, ohne dass die gesamte Organisation durch überdimensionierte IT-Projekte oder ein übertriebenes Qualitäts-Management gelähmt wird? Richtig Freude kommt immer dann auf, wenn eine Systemlandschaft durch Unternehmensakquisitionen „angereichert“ wird oder wenn — wie etwa im Personalbereich — zur Harmonisierung der Daten das Votum des Betriebsrats einzuholen und eine ganze Reihe gesetzlicher Rahmenbedingungen zu beachten ist. Zu tun gibt es im Stammdaten-Management wahrlich genug.

Dennoch beobachten wir, dass die meisten Controller nach Möglichkeit eher auf Abstand zu dem Themenfeld bleiben. Dafür gibt es viele Gründe. Zunächst ist die Pflege und kontinuierliche Weiterentwicklung der Stammdaten einer Organisation auf den ersten Blick sicherlich kein sonderlich spannendes, sondern eher ein extrem „erbsiges“ Sujet („Kärrnerarbeit“). Aufmerksamkeit des Managements kann man damit nur schwer erringen. Zudem fallen große Teile der Stammdaten eines Unternehmens in die Verantwortung anderer Vorstandsbereiche wie Produktion oder Personal und sind auch nicht immer finanzieller Natur, sodass das naheliegende Synergieargument zumindest teilweise entkräftet werden kann. Und schließlich: (Fast) jeder Controller hat schon mehr als genug zu tun und wird sich zweimal überlegen, welche zusätzlichen Betätigungs- und Schlachtfelder er sich sucht.

All diesen Argumenten zum Trotz: Die Reputation der Controller ist generell auf die Verlässlichkeit und Belastbarkeit der führungsrelevanten Informationen gebaut. Wenn sich Controller als Gatekeeper zu den Daten oder gar als Hüter eines Single Point of Truth in der Organisation sehen, dürfen sie das Thema Stammdaten-Management nicht links liegen lassen. Das altbekannte Motto „garbage in, garbage out“ gilt auch hier und wird — so unsere Prognose — noch weiter an Bedeutung gewinnen. Digitalisierte Geschäftsprozesse und ebenso automatisierte Reporting- und Steuerungs-Routinen machen das Themenfeld endgültig zur Pflicht, weil sich in einer digitalen Welt Fehler in der Stammdatenbasis noch gnadenloser und noch unmittelbarer in der Qualität des Steuerungs-Outputs niederschlagen. So spannend das Nachdenken über neue digitale Plattformen und das Potenzial von Predictive Analytics auch sein mag: Wer seine Hausaufgaben im Bereich des Stammdaten-Managements nicht gemacht hat, kann gleich zu Hause bleiben. Die Party wird ohne ihn stattfinden.

Viel Spaß bei der Lektüre wünschen Ihnen

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