in dieser Ausgabe beschäftigen wir uns gleich in beiden Schwerpunkten mit zwei wichtigen Themen der Sozialen Arbeit, mit Erziehung und (dem) Strafen. In beiden Fällen sind die Schwerpunkt-Titel mit „wozu“ ergänzt, was viele Richtungen und Lesarten zulässt. In etlichen Alltagskonstellationen, aber auch in der sozialarbeiterischen Praxis, sind Strafen immer noch ein wesentlicher Teil von Erziehung – auch wenn sie inzwischen mit teils anderen Begriffen gelabelt werden. Gestraft wird aber nicht nur in der Erziehung – auch der Staat setzt auf Strafe, um Fehlverhalten zu sanktionieren. Daher geht es in einem der Beiträge auch explizit um das Verhältnis von Therapie und Strafe.

Schon das Wort Erziehung wird von vielen Menschen mittlerweile als problematisch erachtet, da sie darin Anklänge von Autorität, Macht oder Gängelung zu erkennen meinen. Die Einleitung in den Schwerpunkt hat den Untertitel „Über das Ende und die Wiederentdeckung eines pädagogischen Begriffs“ und kommt nach einer Analyse verschiedener Sichtweisen auf Erziehung zu dem Schluss, dass sie Mut verlangt, und zwar „Mut zur diskursiven Aushandlung unterschiedlicher Auffassungen“. Sie sei ein „dialogischer Prozess“ – was die Arbeit für Fachkräfte nicht einfacher macht, sondern ein hohes Maß an kommunikativ-vermittelnden Kompetenzen erfordert. Unter diesen Umständen gibt es dann auch keine Konzepte mehr, die für größere Gruppen von Kindern oder Jugendlichen gelten, sondern sie müssen individuell entwickelt werden. Angesichts des Personal- bzw. Fachkräftemangels eine große Herausforderung.

Im Einblick lesen Sie mit „Gewalt in Einrichtungen der Sozialen Arbeit“ einen Beitrag, der zeigt, wie schnell in Krisen (hier die Coronapandemie) bzw. bei Konflikten die Grenze zur Gewalt überschritten werden kann, weil die Personaldecke nicht groß genug ist, um intensivere Anforderungen an die Beschäftigten abzufedern.

Danke für Ihr Interesse und alles Gute für 2024

Detlef Ullenboom